Was ist ein Aktienindex?
Aktienindizes ("equity indexes",
"stock market indices") verkürzen den Wertestand einer bestimmt
gegebenen Auswahl von Aktien in jedem Zeitteilchen auf eine einzige
anschauliche Kennzahl. Genauer geschildert, macht ein
Aktienindex einen wirtschaftsstatistischen
Messwert aus (= festgemachte Messzifferngröße, Indexziffer, Laufziffer),
dessen Bestimmung es ist, Stand und Wertfortgang eines nach ganz bestimmten
ökonomischen Kennzeichen und Vorhaben aufgebauten ("notionellen", vorgestellten)
Korbs (Portfolios) von Aktien
im Zeitlauf als ein möglichst treues Abbild in Zahlen widerzuspiegeln.
Ein so gefasster Korb ("basket") liegt der damit verfolgten Absicht
gemäß nach Art und Zahl der ihn begründenden Aktienwerte auf Dauer fest.
Dennoch finden Anpassungen bei der Zusammensetzung des Index in gewissen
Zeitabschnitten statt, um ihn mit Rücksicht auf seinen Aufbau zurück
in innere und äußere Übereinstimmung mit den fallweise sich wandelnden
Grundverhältnissen und Bedingungen auf dem von ihm umfassten Wirtschaftgebiet
zu bringen. Nach dem Gesagten ist leicht einzusehen, dass ein Aktienindex
bloß etwas künstlich Erdachtes ohne körperliche Erscheinung sein kann,
was allein ein rechnungsmäßiges Dasein zu führen befähigt ist. Ein Aktienindex
als begrifflicher Vorstellungsgegenstand darf darum alles eher als mit
einem gegenständlich daseienden (empirischen, physisch vorhandenen)
Wertgegenstand − sei es ein dinghaft handgreiflicher Vermögenswert ("asset"),
sei es ein Wertpapier ("security") etwa in Gestalt einer Aktienurkunde
− vertauscht oder gleichgesetzt werden. Vielmehr trägt ein Aktienindex
stets den Zuschnitt einer berechneten, veränderlichen und vertretbaren
(fungiblen, repräsentativen) Bezugsgröße entfernterer Ordnung, die aus
allerlei Zweckmäßigkeitsgründen zur Vertretung des Preisstandes der
Gesamtheit ihrer Einzelwerte herangezogen wird.
Ein gemeinsamer Grundzug jeder als Index
anzusprechenden Finanzkennziffer besteht darin, dass sie von dazu berufenen
Einrichtungen (Instanzen, wie Börsen, Banken, Wirtschaftsverlage usw.
es sind) aufgestellt und nach zweckmäßig erscheinenden, eigens ausgewählten
mathematisch-statistischen Verfahren als fortgesetzte zeitliche Entwicklungsreihe
berechnet und veröffentlicht werden (Laufindexe) − bei dem seit dem
1. Juli 1988 berechneten
Deutschen Aktienindex DAX® beispielsweise (ISIN DE0008469008
| WKN 846900), dem Leitindex der
Deutschen
Börse AG, geschieht dies (vom 2. Januar 2006 an) sekündlich (vordem
alle 15 Sekunden). Ein Aktienindex wird somit von sich und von sich
selbst aus als ein Augenblicksbild des Wertstandes zu einer allseitig
verständlichen Größe.
Die Berechnung eines Aktienindex nimmt
ihren Ausgang von einem eigens ausgewählten, genau bestimmten Zeitpunkt
oder Zeitraum (Basisperiode), auf den sein Anfangsstand in Anlehnung
an anerkannt ausgesuchte mathematisch-statistische Regeln festgeschrieben,
normiert und gleichsam indexiert wird. Die nachfolgend aufgestellte
Reihe der Ausprägungen der Indexzahl "Aktienindex" im Kalenderzeitablauf
spiegelt fortan die vergangenheitsbezogene Wertentwicklung (Performance)
der im unterliegenden hypothetischen Aktienportfolio beschlossenen Aktienwerte
in ihrer Gesamtheit wider. Und so ist es erklärlich, dass ein Aktienindex
nicht nur regelmäßig als Vergleichsmaßstab (Referenzwert, "benchmark")
zur Beurteilung des Wertegangs eines eigens darauf ausgerichteten Aktienportefeuilles
in Gebrauch gestellt wird, sondern ebenso gern und oft auch im Rahmen
des Portfoliomanagements als Entscheidungshilfe bei der Nachbildung
eines repräsentativen Aktienindex ("tracking") seine vorzügliche
Verwendung findet. Doch im Wesentlichen leisten Aktienindices ganz ordentliche
Dienste als ein zwar einfacher, aber nichtsdestoweniger nützlicher Gradmesser,
der über wirkende Stimmungen und Strömungen an den Aktienbörsen Auskunft
gibt ("Börsenbarometer"), und der die allgemeine Entwicklungsrichtung,
sei es für bestimmte Volkswirtschaften, sei es für besonders abgegrenzte
Wirtschaftsbereiche oder Gewerbszweige (Branchen, Sektoren), oder endlich
für bestimmte Marktsegmente und sonstige Marktplätze von allseitiger
Bedeutung, in einer einzigen zusammenfassenden Kennzahl in einem Zug
bündig zum Ausdruck bringt.

Zu den rühmlich bekannten und besonders
aufmerksam verfolgten Aktienindices zählen ohne Zweifel:
der
Dow Jones
Industrial Average (DJIA)*, der sich aus 30
verschiedenen großen amerikanischen Aktienwerten zusammensetzt;
nächstdem der von der
Standard & Poors Company im Jahre 1957 entworfene Leitindex ("Benchmark-Index")
S&P 500
Index mit seinen 500 der meistumgesetzten, großen börsennotierten
Aktiengesellschaften aus 11 Hauptbereichen der Wirtschaft Amerikas (Sectors,
und zwar sind das: Consumer Discretionary, Information Technology,
Communication Services, Utilities, Consumer Staples,
Real Estate, Financials, Industrials, Materials,
Energy und Health Care). Der S&P 500 verkörpert damit
im Gebiet des Portfoliomanagements den von Berufshändlern der Banken
am häufigsten genutzten Aktienindex.
des Weiteren hierzulande
der schon oben angeführte deutsche Aktienindex DAX®,
der die 40 (bis zum 17. September 2021 waren es nur 30) größten und
am meisten umgesetzten deutschen Aktienwerte enthält,
sowie der mannigfach
als europäischer Leitindex angenommene
STOXX®
Europe 600, bestehend aus 600 der größten, mittelgroßen
und kleineren Aktiengesellschaften aus 17 europäischen Ländern, welche
ungefähr 90% der Kapitalisierung
dieser Aktienmärkte abbilden.
[* Der Dow Jones Industrial
Average wurde zum ersten Mal herausgegeben von dem amerikanischen
Wirtschaftswissenschaftler Charles Henry Dow am 16. Februar 1885,
nächst ihm von seinem Gehilfen Edward Davis Jones, und zwar zunächst
für 10 verschiedene Aktientitel. Der Dow Jones Industrial Average ist
damit, sofern als Aktienindex angesprochen, der älteste Aktienindex
überhaupt. − Randbemerkung: Die Begriffsbenennung Blue Chip für
erstrangige Aktien stammt her von der blauen Farbe der wertvollsten
Chips in den amerikanischen Spielcasinos.]
Diesen reihen sich sodann drei europäische
Aktienindices der nach Deutschland mächtigsten Volkswirtschaften Europas
an: erstens der
FTSE 100 Index ("Footsie") aus Großbritannien, der
die 100 Aktienunternehmungen mit der stärksten Marktkapitalisierung
an der London Stock Exchange enthält, zweitens der
CAC 40, ein kapitalgewichteter Index der 40 bedeutendsten
französischen Aktiengesellschaften an der Börse
Euronext Paris, und ferner drittens der FTSE MIB,
der die 40 meistgehandelten italienischen Aktienwerte der
Mailänder Börse
in sich schließt; danach weiter nach Asien zum China Securities Index
CSI 300, das ist der chinesische Leitindex, der den Kurslauf
der 300 größten Aktiengesellschaften der Börsen aus Shanghai und Shenzhen
abbildet und der damit das Gegenstück zum amerikanischen S&P 500
bildet; wieder weiter zum Shanghai Composite (China),
zum SSE 50 (China) und schließlich zum SZSE Component
Index, welcher die 500 wichtigsten Aktien der
Shenshen Stock Exchange umfasst. Es folgt der Nikkei 225 Index
(Japan), sowie ferner der BSE SENSEX der Bombay Stock
Exchange und der Nifty50 (Indien); sodann zurück nach
Amerika, zum Major Market-Index von 20 an der New York
Stock Exchange (NYSE) gehandelten Aktien erster Güte (Blue
Chips) sowie zum Value Line Index (beide aus den Vereinigten
Staaten), und weiter ausholend anzuführen ist der seit dem Juli 1966
notierte NYSE-Index, d.i.
ein breit angelegter Index ("broad-based index"), der alle an
der New York Stock Exchange gehandelten Aktien umschließt (gegen
2000 an der Zahl). Besonders
zu erwähnen ist hier aber der viel beachtete Technologie-Index
NASDAQ 100-Index wie auch der
NASDAQ Composite Index, wobei Letzterer sämtliche der mehr
als 2500 Aktien des NASDAQ-Handelssystems
beherbergt und seit dem 5. Februar 1971 fortlaufend notiert wird. Die
vorstehend genannten Indices erfüllen durchgängig zugleich alle wichtigen
und sehr notwendigen Voraussetzungen für eine Kapitalanlage in den Index,
die namentlich den hohen Anforderungen genügen, welche an einen Wert
oder Vermögensgegenstand gar erst zu stellen sind, um sowohl für einen
geregelten Handel mit Aktienindex-Terminkontrakten
(als Underlying von Index-Futures), Index-Optionen, Indexzertifikaten,
"strukturierten Produkten" sowie sonstigen Finanzderivaten
als endlich auch für den börsenmäßigen Handel mit Investmentfonds und
Exchange-Traded Funds (ETF )
tauglich zu sein.
Ein Index-Derivat, wie es beispielsweise
ein Aktienindex-Futures ist
("stock index futures"; Aktienindex-Derivate) − als einem von
einem synthetischen Aktienkorb abgeleiteten Finanzinstrument −, lässt
sich in gewisser Weise als ein Stellvertreter hernehmen für den Besitz
der in einem solchen Index verkörperten Wertgesamtheit, hier also die
im Portefeuille enthaltenen Aktien; jedoch mit der Eigenheit, dass die
Haltedauer eines daraus hervorgehenden Vermögenspostens aufgrund fest
bestimmter Laufzeiten von
Derivaten solcherlei Art bereits im Vorhinein eindeutig begrenzt ist
und darüber hinaus einen Hebeleffekt in sich birgt. Ein Verpflichtungsgeschäft
mit Index-Futures ist im Gegenhalt zu einem unmittelbaren Erwerb der
einzelnen Titel überdies durch die Eigenheit gekennzeichnet, dass mit
seiner Hilfe sich die Finanzierungskosten erheblich mindern lassen,
weil zur Positionsöffnung von Terminkontrakten hergebrachtermaßen nichts
als ein vergleichsweise schmaler Betrag für den Ersteinschuss (Margin,
Sicherheitsmarge) erfordert wird. Anderseits ist dem Halter eines Postens
von Aktienindex-Futures weder ein unmittelbarer Anspruch auf Dividendenausschüttung
noch auf sonstige Zahlungen aus dem Besitz von Aktien beschieden. Aber
nicht nur börsengehandelte Instrumente, wie Futures und "traded options",
sondern auch eine Reihe anderweitiger Arten derivativer Finanzinstrumente,
so etwa eine ganze Bandbreite von OTC-Optionen als auch von mancherlei
Optionsscheinen und
Zertifikaten o. Ä., gründen
sich vermehrt auf ausgewählte Aktienindices.
Weitere, über die Landesgrenzen hinaus
beliebte und vertraute europäische Aktienindices von weit umspannender
Bedeutung sind: der AEX (Niederlande), ATX
(Österreich), BEL 20 (Belgien), FTSE/Athex 20
(Griechenland), HEX (Finnland), IBEX 35
(Spanien), ISEQ 20 (Irland), MOEX und
RTS Index (Russland), WIG20 (Polen),
OBX (Norwegen), OMX Copenhagen 25 (Dänemark),
OMX Stockholm 30 (Schweden), PTX (Polen),
SMI (Schweiz), wie auch der MDAX,
SDAX und TecDAX (Deutschland). Hinzu gesellen
sich bedeutende paneuropäische sowie weltumspannende Indices. Zu den
Ersteren zählen vor allem jene der größten und angesehensten Aktiengesellschaften
Europas (Blue Chip-Indices), namentlich der Euro STOXX®
50 der 50 größten Aktienunternehmungen des Euro-Währungsraums,
welcher oft als ein Leitindex des Euroraumes verwendet wird, nebst den
breiter gefassten, übrigen STOXX®-Indices ("broadbased
Indices"), die darüber hinaus auch den Wertverlauf von Titeln aus
Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Tschechien, Schweden und aus der
Schweiz beobachten; zudem verdienen Erwähnung der Euronext 100
und die FTSE4GOOD Index Serie. Zu den bekanntesten Welt-Aktienindizes
endlich zählt der Dow Jones Global Titans 50 Index sowie
insbesondere der am 31. Mai 1986 auf die Bühne getretene MSCI
World, der die größten, aber auch viele mittelgroße Aktiengesellschaften
aus 23 führenden Wirtschaftsnationen* enthält. Mit seinen
1563 Titeln deckt er annähernd
85 Prozent der Marktkapitalisierung jedes seiner Länder ab.
[* Zu den
Ländern gehören: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland,
Frankreich, Hong Kong, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland,
Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Singapur,
Spanien, sowie das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten
von Nordamerika.]
Endlich sei noch auf sonstige beachtenswerte
Aktienindices außerhalb Europas hingedeutet: So sei namentlich genannt
der All Ordinaries und der S&P/ASX200, beide
aus Australien, der Bovespa Index (Brasilien), FTSE
China A50 (China), Hang Seng (Hongkong),
Taiwan Capitalization Weighted Stock Index (Taiwan),
KOSPI 200 (Südkorea), TOPIX (Japan),
JSE (Südafrika), S&P/TSX Composite (Kanada),
IPC (Mexiko), der Merval (Argentinien),
sowie die
RUSSEL 1000, 2000 und 3000 Aktienindices-Familie,
die in ihren Reihen etwa ebenso viele Aktiengesellschaften mit ihrem
jeweiligen Sitz in den Vereinigten Staaten aufnehmen, wie namentlich
angegeben, und schließlich der Dow Jones Wilshire 5000 Composite
Index, der breiteste aller in den Vereinigten Staaten überhaupt
vorzufindenden Aktienindices, der sich besonders dadurch auszeichnet,
dass er die Performance* von mehr als
5000 börsennotierten amerikanischen
Beteiligungstiteln stellvertretend nachvollzieht.
[* Unter
Performance versteht
man allgemein die auf einen bestimmten Zeitabschnitt bezogene Wertentwicklung,
meist die Rendite, eines Vermögensgegenstandes
oder Portfolios im Verhältnis zu einem Vergleichsmaßstab (Benchmark).
Zum Performance-Begriff fachwissenschaftlicher Art vgl. auch:
Sharpe-Ratio.]
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Wie entsteht ein
Aktienindex?
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Ein jeder Aktienindex ist von Haus aus
so erschaffen, dass er die Entwickelung des Aktienmarktes auf einer
ganz bestimmten Ebene − zumeist auf der eines gegebenen, abgegrenzten
Wirtschaftsraums (sei es ein
nationaler, sei es ein zwischen- oder überstaatlicher, sei
es ein weltumspannender Aktienindex) oder Gewerbezweigs
(= Branchenindex) −
so repräsentativ als möglich nachzuzeichnen imstande ist. Ob und in
welchem Grade ihm dies tatsächlich gelingt, hängt in erster Reihe ab
von der Zweckmäßigkeit der Zusammensetzung der Aktienauswahl als solche
und deren Innenfügung. Aber auch die Tauglichkeit des für die Ausmittlung
der Indexziffer zur Anwendung kommenden Rechnungsverfahrens ebenso wie
die Gewichtung der einzelnen Anteile des zugrunde gelegten hypothetischen
Index-Portfolios selbst spielt in diesem Stück eine wichtige Rolle.
Je nach dem verfolgten Zweck kann eine angemessene Zusammenstellung
von Aktienwerten zur Bildung eines Aktienindex dem Grundsatz nach abstellen
auf sämtliche der Aktiengesellschaften eines ins Auge gefassten Marktbereichs
(= Gesamtmarktindex
oder "all-share-index") als auch auf eine ganz eigene, nach besonderen
Gesichtspunkten festgelegte Auswahl an Aktienwerten aus einem solchen
(= Auswahlindex).
Nachdem zu diesem Zweck auf dem Wege der
Auslese in einem ersten Schritt über Art und Umfang der in das hypothetische
Portfolio aufzunehmenden Aktienwerte eine feste Auswahl getroffen worden
ist, wird in einem Folgeschritt über den am meisten zu empfehlenden
Aufbau und über die innere Fügung zwischen den einzelnen Arten von Beteiligungstiteln,
die in ihrer Gesamtheit den Aktienkorb ausmachen, zu befinden sein.
Hieran schließt sich zu guter Letzt noch die Vornahme einer zweckentsprechenden
Gewichtung der einbezogenen Werte. Das Gewichtungsverhältnis der einzelnen
Anteilspapiere im Index kann hierbei ausgerichtet sein entweder erstens
an dem Preis (Börsenkurs) der betreffenden Titel oder zweitens
an der Marktkapitalisierung oder − wenngleich im Börsenleben
nur von untergeordneter Bedeutung − drittens an dem Grundkapital
der Aktiengesellschaften.
Dient etwa die Marktkapitalisierung als
Gewicht ("market capitalization-weighted index", "value-weighted
index"), so kommt denjenigen Aktienunternehmungen, die mit einem
Vorsprung in der Zahl der begebenen Anteilsscheine auftreten, ein größeres
Gewicht zu als anderen Titeln, die zwar den gleichen Aktienkurs notieren,
die jedoch weniger Aktien herausgegeben haben. Ganz Entsprechendes gilt
auch, sofern das Grundkapital das Gewicht bestimmt. Im Falle eines preisgewichteten
Aktienindex ("price-weighted index") hingegen hängt das Gewicht
einzelner Aktienwerte im Index allein und ausschließlich vom Stand ihrer
augenblicklichen Aktienkurse ab. Der Schwachpunkt, der dem letzten Verfahren
allerdings eigentümlich ist, liegt darin, dass kleinere Aktiengesellschaften,
wovon nur wenige Aktien im Umlauf sind, allein wegen ihres verhältnismäßig
hohen ausgewiesenen Kursstandes in Wahrheit größere Aktiengesellschaften,
die sehr viele Aktien herausgegeben haben, die aber gerade mit einem
vergleichsweise niedrigen Börsenpreis daherkommen, unberechtigterweise
im wirtschaftlichen Wert zu übertrumpfen scheinen.
Der Stand des Aktienindex wird sich ändern,
wenn sich der Wert der in ihm beschlossenen Aktien im Ganzen ändert.
Ändert sich der Kurs einer vergleichsweise schwergewichtigen Aktie um
einen bestimmten Betrag, so wird der Kurs des Aktienindex c.p.
hierdurch in stärkerem Maße bewegt werden, als wenn eine vergleichsweise
leichtgewichtige Aktie um den gleichen Betrag schwankte. Gleichzeitig
verschiebt sich damit von selbst ihr wahrhaftiges Gewicht innerhalb
des Index. Um dem Verständnis dieses Zusammenhangs nachzuhelfen, sei
folgendes Beispiel der Berechnung eines Aktienindex vorgeführt:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 100 |
$ 50 Mio. |
100 |
B-Aktie |
700000 |
$ 50 |
$ 35 Mio. |
50 |
C-Aktie |
900000 |
$ 50 |
$ 45 Mio. |
50 |
D-Aktie |
200000 |
$ 120 |
$ 24 Mio. |
120 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 154 Mio. |
320 |
Tabelle: Berechnung eines Aktienindex
Die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft
errechnet sich als Produkt aus der Anzahl der in Umlauf gesetzten Aktien
und ihrem Aktienkurs. Demnach weist im vorigen Beispiel die A-Aktie
die höchste Marktkapitalisierung auf. Die gesamte Marktkapitalisierung
des Index ergibt sich aus den in eine Summe zusammengefassten Marktkapitalisierungen
der einzelnen Aktienwerte, gemäß dem oben gegebenen Zahlenbild also
im Ganzen 154 Mio.$. Als angenommener
Bestandteil eines preisgewichteten Index dagegen käme der D-Aktie das
höchste Gewicht zu.
Um bei der Schaffung eines neuen Aktienindex,
beispielshalber bestehend aus dem gegebenen Datenbestand der oben aufgeführten
Tabelle, nun eine bequeme und möglichst einfach zu verwendende Indexnummer
als Anfangswert zu erhalten, wird die entsprechende Summe aus der letzten
Zeile der Tabelle durch einen hierfür zweckmäßigen Divisor geteilt.
Zur Normierung eines marktkapitalisierungsgewichteten Index im Basiszeitpunkt
auf eine handliche Indexzahl etwa von
1000 Indexpunkten wäre die
Gesamtmarktkapitalisierung von 154 Mio.$
durch die Zahl 154000 zu teilen.
Im Vergleich dazu wäre bei einem preisgewichteten Index die Summe der
Kurse aller Aktien im Betrag von 320 durch die Zahl 0,32 zu teilen,
um wieder den Ausgangswert von 1000
zu erhalten.
Ändern sich in der Folgezeit die Kurse
der Aktien des Index, bspw. gemäß den Zahlen der nachstehend aufgeführten
Tabelle, ergeben sich infolge davon auch veränderte Indexstände − und
somit auch entsprechende Wertänderungen des abgebildeten Aktienportfolios:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 130 |
$ 65 Mio. |
130 |
B-Aktie |
700000 |
$ 60 |
$ 42 Mio. |
60 |
C-Aktie |
900000 |
$ 40 |
$ 36 Mio. |
40 |
D-Aktie |
200000 |
$ 140 |
$ 28 Mio. |
140 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 171 Mio. |
370 |
Tabelle: Marktkapitalisierung und
Preisgewichtung
Der Indexstand des nach Marktkapitalisierung
gewichteten Aktienindex beträgt nunmehr 171 Mio. $/154000
= 1110,39 Indexpunkte, während
der preisgewichtete Index sich mit 370/0,32 =
1156,25 Indexpunkten beziffert.
Die unterschiedliche Indexentwicklung bei gleichen Kursbewegungen der
Aktien hat ihren Grund darin, dass absolute Kursänderungen in einem
rein preisgewichteten Index (wie z.
B. beim DJIA oder beim MMI) allein und ausschließlich
durch diesen Umstand einen unmittelbaren Einfluss auf den Indexstand
üben, während absolute Kursänderungen der Aktien in einem marktkapitalisierungsgewichteten
Aktienindex, je nach Höhe der Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien,
stets erst durch deren anteilsmäßige Gewichte in ein dementsprechendes
Verhältnis gesetzt werden.
Erfahrungsmäßig ändern sich von Zeit zu
Zeit die äußeren Marktgegebenheiten, wonach eine Anpassung des Divisors
unumgänglich notwendig wird. Dies gilt gleichermaßen, wenn es bei den
im Index aufgeführten Aktiengesellschaften zu besonderen Kapitalmaßnahmen
kommt, etwa aus Anlass einer Kapitalherabsetzung, ferner auch durch
sogenannte Aktiensplits oder Aktienzusammenlegungen, bei Unternehmungszusammenschlüssen
(Fusionen) bzw. Unternehmungsaufspaltungen oder endlich nicht minder,
wenn anderweitige Aktien die des Index zu ersetzen bestimmt sind. In
jedem einzelnen dieser Fälle wird eine entsprechende Anpassung erforderlich,
womit die verlangte Aussagekraft des Index unausgesetzt erhalten bleibt.
Auch Exchange-Traded Funds (ETFs) und andere Fond-Gesellschaften, die
den Index abzubilden bestimmt sind, müssen die daran vorgenommenen Veränderungen
mit vollziehen, indem sie Aktien der zum Index gehörenden Aufsteiger
am jeweiligen Stichtag ankaufen und jene der Absteiger verkaufen, um
den Index fortgesetzt so getreu wie nur möglich nachzubilden. Die mit
der Geschäftsführung beauftragten Vorstände der betreffenden Aktiengesellschaften
legen ihres Teils großen Wert darauf, dass durch derartige Kapitalmaßnahmen
die Einbeziehung in den Index nicht ohne dringende Not aufs Spiel gesetzt
oder gar ernsthaft gefährdet wird. Eine auf längere Zeit hinaus andauernde
Mitgliedschaft zu einem weit verbreiteten Index ist für eine Unternehmung
gewöhnlich sehr erwünscht, nicht zuletzt von dem Gesichtspunkt aus,
dass eine solche sowohl ihren guten Ruf und ihr Ansehen im Wirtschaftleben
heben werde als auch ihre Kapitalkosten senken hilft.
Als geläufige Beispiele für preisgewichtete
arithmetische Indizes lassen sich aufführen: der Dow Jones Industrial
Average der 30 bedeutendsten US-amerikanischen Aktiengesellschaften
(DJIA), der Nikkei225-Index der 225 wichtigsten japanischen Aktiengesellschaften
(der 1. Sektion), sowie der auf 20 US-amerikanische Blue Chips fußende
Major Market Index. Unter einem preisgewichteten geometrischen*
Index (hierbei finden prozentuale, d.h.
verhältnismäßige Preisänderungen Berücksichtigung) fallen der breit
gefasste Value Line Index, der den Kursverlauf von rund
1700 nordamerikanischen Aktien
widergibt sowie die sämtlichen Indizes der EURO STOXX®-Familie,
die seit dem Februar 1998 notiert werden. Demgegenüber stellen der im
Jahre 1926 begründete S&P 500-Index
der 500 leitenden US-amerikanischen Aktiengesellschaften, der NASDAQ
Composite Index mit seinen mehr als
3000 Aktien und ferner der
NYSE Composite Index der New York Stock Exchange (NYSE)
mit seinen etwa 1500 Aktien
Schulbeispiele dar für einen marktkapitalisierungsgewichteten Aktienindex.
[* Bei einem "geometrischen
Index" werden im Gegensatz zu den sonst üblichen "arithmetischen
Indizes" die Renditen aller N Aktien miteinander multipliziert,
anschließend wird mit N radiziert und das Ergebnis dann mit dem Indexstand
der Vorperiode multipliziert. Bei "geometrischen Indices" sind sämtliche
der einbezogenen Aktientitel gleich stark gewichtet.]
Lesen Sie auf der nächsten Seite:
Beispielhafte
Beschreibung eines Aktienindex: der DAX®
(Performance)

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