Eine Stopp-Order ("stop order",
"stop market order", in gesonderter Verwendungsweise als "stop-loss
order", "protective stop" bzw. "buy-stop order", seltener
allgemein auch als "memorandum order" bezeichnet) tritt äußerlich
dadurch in Erscheinung, dass der Aufgeber des Auftrages (Wertpapierhändler,
Kommittent) mit dessen Erteilung ausdrücklich einen Stopp-Preis
("trigger price", "Auslösepreis") benennt. Ein Stopp-Preis gibt
als solcher eine die Ausführung der Order bedingende, d.i.
eine aufschiebende, Handelsbeschränkung vor. Im Einzelnen dargelegt:
Die Stellung jenes Auslösepreises im Zuge
der Abwicklung einer Stopp-Order ist im technischen Sinne vergleichbar
der eines Marksteins, durch dessen Lagepunkt der Marktpreis sich erst
hindurchwinden muss, um ihre Ausführung in Vollzug zu setzen. Die Ausführung
einer Stopp-Order bleibt nämlich solange am Markt aufgeschoben, bis
der laufende Börsenkurs das Richtmaß des gesetzten Stopps hinlänglich
zu erreichen bzw. endlich zu durchqueren vermochte. Erst dann – und
nur dann! – wandelt sich die betreffende Stopp-Order augenblicklich
aus sich selbst heraus innerlich zu einer Marktorder
– und ein Abschluss gelangt füglich, wie bei jeder sonstigen Marktorder
unter gewöhnlichen Geschäftsverhältnissen, zum nächsten festgestellten
Marktpreis zur Verwirklichung.
Auch im Hinblick auf eine Stopp-Order
ist das richtige Verständnis davon, wie und wo ein Stopp ("stop level")
im Verhältnis zum laufenden Börsenkurs eines in Auftrag zu gebenden
Wertpapiergeschäfts gesetzt werden will, wiederum von entscheidender
Bedeutung für eine möglichst wirkungsvolle Nutzanwendung dieser Orderart.
Je nachdem es sich im betreffenden Anwendungsfall um eine Kauf-
oder um eine Verkaufs-Stopp-Order handelt, lassen sich zwei Fälle
auseinanderhalten:
a.) Im Falle einer Verkaufs-Stopp-Order
("sell-stop order") muss der Stopp-Preis unterhalb des
vorliegenden Marktpreises angesetzt sein; dreht es sich umgekehrt b.)
um eine Kauf-Stopp-Order ("buy-stop order"), so ist es
erforderlich, den Stopp-Preis über dem derzeit geltenden Marktpreis
zu setzen. Im Unterschied zur Verkaufs-Stopp-Order, wo der Stopp
unter dem Marktpreis gelegt wird, wird der Stopp einer Kauf-Stopp-Order
also notwendig über dem derzeitigen Marktpreis festgelegt.
Die Stopp-Order kennzeichnet eine Besonderheit:
Sie wird nicht sogleich mit Erreichung des gesetzten Stopps durch den
laufenden Kurs im Markt ausgeführt, sondern erst durch eben diese vorbereitende
börsenmäßige Geschäftigkeit, die man als "Aktivierung" anzusprechen
gewohnt ist, in eine auf Erledigung wartende Tätigkeit versetzt. Die
vorherige Aktivierung, vollbracht durch Zusammentreffen von Marktpreis
und Stopp, ist somit notwendige Vorbedingung dafür, dass eine zum Kauf
oder Verkauf von Wertpapieren abgefasste und abgegebene Stopp-Order
an der Börse überhaupt zur Ausführung gelangen kann. – Es fragt sich
sogleich, unter welchen Umständen genau es zur Aktivierung einer Stopp-Order
kommt? Nun, ehe eine Stopp-Order im Handlungsverlauf gar erst ausgeführt
werden kann, durchläuft sie einen Wandlungsvorgang. Sie wird sich hierbei
vorgängig, wie eingangs aufgeführt, zunächst in eine Marktorder umwandeln
müssen, nämlich folgendermaßen:
Eine
Kauf-Stopp-Order, deren Stopp-Preis, wie schon oben hervorgehoben,
vom Auftraggeber stets über dem herrschenden Marktpreis gesetzt
werden will, wandelt sich dann und nur dann zu einer Marktorder, wenn
a.) auf dem Markt zu dem benannten Stopp tatsächlich Umsatz vollbracht
wird, oder b.) wenn umsatzwirksame Nachfrage zum oder über dem gesetzten
Stopp-Preis entsteht ("bid at or above the stop price").
Eine
Verkaufs-Stopp-Order, deren Stopp-Kurs stets unterhalb
des laufenden Marktpreises festgesetzt wird, wandelt sich dann und nur
dann zu einer Marktorder, wenn a.) zum benannten Stopp tatsächlich Umsatz
zustande kommt, oder b.) wenn umsatzwirksames Angebot zum Stopp oder
unterhalb des angesetzten Stopps entsteht ("offered at or below the
stop price")*. Eine Stopp-Order lässt sich daher auch als
eine "bedingte Marktorder" auffassen.
[* Zusätzlichen
Schutz bietet die
NASDAQ für
Aktien und an amerikanischen Plätzen notierte Aktienoptionen, indem
Stopp-Orders erst dann zur Auslösung kommen, nachdem der gesetzte "trigger
pricer" von mindestens zwei verschiedenen Orders preislich durchkreuzt
werden konnte.]
Worin liegt nun der
Hauptzweck für den Einsatz
einer Stopp-Order? – Der Rückgriff auf eine Stopp-Order kann in folgenden
Fällen zweckvoll sein:
-
für den Fall eines strategisch ausgerichteten
Kaufs oder Leerverkaufs eines Wertpapiers
oder Fondsanteilscheins, d.
i. zum "Einstoppen" in den Lauf einer einsetzenden Kursentwicklung
in eine bestimmte Richtung (Trend),
-
ferner als Technik des Risikomanagements
für den Fall der Begrenzung oder Verhütung von Verlusten gehaltener
oder leerverkaufter Wertpapiere oder ETF-Anteile bei Kursgegenläufigkeit
(Absicherungsstopp, "stop-loss"), sowie
-
für die Sicherung eines Buchgewinns
gehaltener oder leer verkaufter Titel.
Ein Beispiel zu Punkt b., Verlustbegrenzung
von gehaltenen Wertpapieren:
Ein Händler, der 1000 XYZ-Aktien
sein Eigen nennt, die er kurz zuvor zu einem Einstandkurs von 33$
je Aktie erworben hat und hält, möchte drohende Kursverluste aus diesem
Bestand äußerstenfalls auf 5000$
begrenzen, ohne dabei sein Portfolio mühselig und meist auch recht zeitaufwendig
andauernd im Auge behalten zu müssen. Der augenblickliche Kurs der XYZ-Aktie
mag bei 30$ liegen. Um das
Beabsichtigte zu erreichen, setzt er eine Verkaufs-Stopp-Order ("protective
stop") wie folgt: "Sell 1000
XYZ-Shares at $28, Stop".
Man beachte, dass der Stopp-Kurs, zu dem der Verlust begrenzende Verkauf
nötigenfalls statthaben soll, wie schon oben erörtert, unterhalb
des derzeitigen Marktpreises von 30$
liegt, und zwar ohne dass dies zwangsläufig eine sofortige Orderausführung
nach sich zieht.
Solange nun die XYZ-Aktie über dem "trigger
price" von 28 $ notiert wird,
bleibt die Stopp-Order im Orderbuch des auf dem Börsenparkett für die
Orderausführung zuständigen Händlers ("designated market maker")
vermerkt bzw. im zentralen Orderbuch der elektronischen Handelsvorrichtung
der Börse eingetragen, ohne dabei irgendwelchen Einfluss auf den gehaltene
Effektenposten zu nehmen; dieser bleibt davon gänzlich unberührt, weil
und solange der Börsenpreis über der Marke von 28$
steht. Sollte es am Markt allerdings zu Abgabedruck kommen, der den
XYZ-Aktienkurs mit abwärts reißt bis dieser sich im Zuge der rückläufigen
Bewegung soweit ermäßigt hat, dass sich an der Börse ein Angebot ("offer")
bzw. ein Umsatz zu 28$ bildet,
so bewirkt dies zunächst die sofortige Aktivierung der Verkaufs-Stopp-Order.
D. h. die bezeichnete Stopp-Order
wird hierdurch flott gemacht, womit sie sich im gleichen Augenblick
zu einer Marktorder wandelt. Die nunmehr zur Marktorder gewordene Stopp-Order
wird jetzt umgehend – so wie es an den Börsen bei allen einfachen Marktorders
gleichmäßig tätige Übung ist – zum nächstbesten laufenden Kurs
vollzogen werden.
Zur Erläuterung dessen besehen wir eine
mögliche Aufeinanderfolge der letzten fünf eingetragenen Umsätze ("trades")
einer Aktie einmal genauer:*
$ 28,20 – $ 28,10
– $ 28,05 – $ 28,00 – $ 27,90.
Gemäß vorstehender Reihe liegen die Kursnotizen
der ersten drei Abschlüsse über dem in der Verkaufs-Stopp-Order in Ansatz
gebrachten Stopp von 28$. Diese
Geschäfte nehmen daher keinerlei
Einfluss weder auf die infrage stehende Order noch auf den gehaltenen
Wertpapierbestand. Der vierte Umsatz an der Börse kommt nunmehr zu 28$,
also unmittelbar zum Stopp-Preis, zustande: und dieser ist es auch,
der die Stopp-Order zuerst aktiviert, sie also in den Zustand
der sofortigen Ausführbarkeit versetzt ("elected sale"). Die
Stopp-Order ist damit in eine Marktorder übergetreten und zur Betätigung
aufgerufen. Als solche wird sie sodann schleunigst zum nächstbesten
erreichbaren Kurs im Markt zusammengeführt werden. Der nachfolgende
Handel kommt mit einem Kurs von 27,90$
zum Abschluss ("fill"), und der Erfolg ist, dass
1000 Stück XYZ-Aktien zu eben
diesem Kurs in neue Hände übergehen ("stopped out").
[* An manchen
Wertpapiermärkten werden die Geld- zu Brief-Quotierungen ("bid",
ask") statt der Handelspreise als Maßgabe für die Ingangsetzung
von eingelieferten Stopp-Aufträgen herangezogen. Genaueres hierzu ist
im Einzelfall an kundiger Stelle zu erfragen.]
Offenbar wurde das Wunschziel, den höchstmöglichen
Verlust auf 5000$
zu begrenzen, um den Betrag von 100$
verfehlt. Man prüfe: (33$ –
27,90$) ×
1000 =
5100$
Verlust. Dieses lehrt: Das Setzen eines Stopp-Preises darf keinesfalls
dahingehend fehlgedeutet werden, dass eine Stopp-Order der Tat nach
jedes Mal ganz genau zum gesetzten Stopp zur Ausführung gelangen muss.
Vielmehr ist es mit dem angesetzten Stopp einer Stopp-Order so bestellt,
dass erst ein eben zu diesem "trigger"-Kurs festgestellter Handelsabschluss,
oder auch zu einem beliebigen Kurs jenseits des Auslösekurses, ihre
Aktivierung bewirkt, wodurch sie sich im gleichen Augenblick in eine
Marktorder verwandelt. Die Orderausführung selbst kommt sodann an der
Börse zum nächsten besten Kurs zustande – und dieser kann freilich höher,
tiefer oder zufälligerweise auch mit dem Stopp auf gleicher Höhe stehen.
Allerdings geht es nicht an, dass eine Stopp-Order hierbei von sich
aus ihre eigene Auslösung bewirkt. Zur Aktivierung bedarf es stets der
Kraft von Aufträgen anderer Marktteilnehmer. Die besonderen Bedingungen
und Umstände, unter denen eine Auslösung und damit eine Aktivierung
einer Stopp-Order erst ermöglicht wird, so z.B.
eine zu beobachtende "uptick"-Regel u.dergl.,
können von Wertpapierbörse zu Wertpapierbörse gemäß deren Satzungen
durchaus in einigen Schattierungen auseinandergehen.
Das Missverhältnis zwischen Auslösekurs
eines Stopp-Auftrags und dem tatsächlich erzielten Handelspreis wird
besonders häufig dann schlagend, wenn es an den Wertpapierbörsen zu
einer jähen, unerwartet heftigen Kursbewegung in der einen oder der
anderen Richtung kommt. So ist es im alltäglichen Börsengeschehen keine
Seltenheit, dass der Kurs eines ETF oder der einer Aktie aufgrund unverhofft
eintreffender Nachrichten von entscheidender Bedeutung für die künftige
Marktentwicklung mächtig ins Schwanken gerät, mit der Folge, dass der
festgemachte Ausführungskurs hiernach sehr deutlich und zumeist auch
unliebsam vom "trigger price" der Stopp-Order abweichen wird. Auf oben
gegebenes Beispiel gewendet, mag der Abschluss möglicherweise erst bei
einem Aktienkurs von, sagen wir, 27 statt wie vorausgesetzt 28$
gelingen. Aber auch beim Tatbestand einer Anhäufung von Stopp-Orders
jenseits einer aus Sicht der Börse psychologisch wichtigen, so zumal
aus charttechnischer Sicht
bedeutenden Kursmarke (z.B.
unweit einer gut bestätigten Unterstützungs-/Widerstandslinie, nahe
bei einem wichtigen gleitenden Durchschnitt usf.) werden für den Händler
sehr ungünstige Ausführungskurse mitunter dann die Folge sein, wenn
an dieser Marke erste Stopp-Orders handelstechnisch in Bereitschaft
gesetzt werden, diese sich im Zuge ihrer Wirkung nach und nach zu Marktorders
wandeln und so gewissermaßen zu einem Stein werden, der eine Lawine
ins Rollen bringt, indem er der Reihe nach einen ganzen Schwung weiterer
Stopp-Orders auslöst.
Eine Kauf-Stopp-Order hingegen
findet – neben der Absicherung eines Buchgewinns bei einer bestehenden
offenen Leerverkaufsposition ("short") – zur Begrenzung von Verlusten
einer bereits eingeleiteten und noch nicht eingedeckten "short"-Position
in Wertpapieren in einer dem obigem Fallbeispiel mit umgekehrten Vorzeichen
entsprechender Weise Anwendung.
Eine weitere planmäßige Anwendungsmöglichkeit
der Stopp-Order besteht in der Öffnung spekulativer Posten. Ein Musterbeispiel
hierfür bietet folgende Marktausgangslage: Ein Börsenspekulant mag,
nachdem er auf einem Markt einen Kursfall beobachten hat, zu der Auffassung
gelangen, dass dieser auf dem damit erreichten Kursstand nunmehr seinen
vorläufigen Tiefpunkt gesehen habe. Sollte sich im Anschluss an die
von ihm vermutete sogenannte "technische Bodenbildung" – ein Vorkommnis,
das von "Chartisten" häufig und gern als Bestätigung für eine Trendwende
erachtet wird – ein Aufwärtstrend entwickeln, so will er unbedingt daran
teilhaben. Zu diesem Ende reicht unser Spekulant eine Kauf-Stopp-Order
ein, deren Stopp er ein kleines Stück über den herrschenden Marktpreis
legt. Dreht der Markt daraufhin, so seine Hoffnung, werde seine Kauf-Stopp-Order
durch die aufkommende Kurssteigerung in Kraft gesetzt und sodann als
Marktorder, wie von ihm beansprucht, geradewegs zum nächstbesten Kurs
Erledigung finden. Täuscht er sich hingegen über die Marktlage, und
der Kurs fällt wider alles Erwarten weiter, so erhält er, ohne vorher
Stellung zu beziehen, Gelegenheit, seine Markteinschätzung aufs Neue
zu überdenken, um gegebenenfalls später auf der Grundlage frisch aufkommender
Nachrichten mit einer entsprechend abgewandelten Order abermals auf
den Markt zu treten, oder diesem vorläufig fern zu bleiben.
Eine gewisse Schwierigkeit bei der Verwirklichung
einer Stopp-Order liegt in der Festsetzung der am meisten zweckmäßigen
Lage des Punktes für den Stopp-Preis im Verhältnis zum herrschenden
Kursstand. Dass die Kursziffer für den Stopp einer Kauf-Stopp-Order
(Verkauf-Stopp-Order) über (unter) dem bestehenden Kurs liegen muss,
ist bereits aus den Ausführungen oben mit aller Klarheit hervorgegangen.
Immerhin allein soviel steht fest: Für die Entscheidungsfindung über
die zweckgerechte Höhe der Marke für den Stopp – sei es zum Zwecke der
Begrenzung von Verlusten, der Absicherung eines Buchgewinns oder der
Öffnung eines neuen Postens – wird regelmäßig die gegenwartsbezogene
Markt-Volatilität die ausschlaggebende
Rolle spielen. So ließe sich beispielsweise im Rahmen des herangezogenen
Handelsplans der Vorsatz fassen, den alleräußersten Verlust je Wertpapiergeschäft
der Marktvolatilität entsprechend höchstens auf 15 bis 25 Prozent des
hineingesteckten Geldes zu begrenzen ("volatility stop" und "percentage
stop"). Grundsätzlich jedoch ist diese Frage immer auf die Person
des einzelnen Börsenteilnehmers bezogen und damit von deren Risikoneigung,
Finanzkraft und dem Zeithorizont abhängig, womit es weiter zusammenhängt,
dass die Fragestellung nur nach besonderer Eigenart der Marktlage zu
beantworten ist. Es sei dies an einem Beispiel näher erläutert:
Wird etwa in hoch volatilen Märkten der
Stopp-Loss innerhalb eines allzu schmal gezogenen Bereichs um den gegenwärtigen
Kursstand gesetzt, so vervielfältigt sich die Wahrscheinlichkeit dafür,
unvermittelt und vorschnell "ausgestoppt" zu werden. Wird hingegen ein
Kauf-Stopp, etwa zum Einstoppen in aufsteigender Richtung, in einem
mäßig bewegten, abwartenden Markt nicht nah genug um den obwaltenden
Kursstand gesetzt, ist es mehr als wahrscheinlich, eine an sich gewinnträchtige
Spekulationsgelegenheit ohne Not verpasst zu haben. Im umgekehrten Falle
einer zu weit abstehenden Stop-loss-Order vervielfältigt sich die Wahrscheinlichkeit
nicht minder dafür, unnötig hohe Verluste einzufahren, da der Stopp
an sich die Order viel zu spät zur Ausführung gebracht hat.
Werden Stopp-Orders bereits vor Handelsbeginn
eingereicht, so ist besondere Achtsamkeit am Platz! Der Grund hiervon
ist leicht aufzuklären. Sollte nämlich der Markt im anschließenden Handelsverkehr
um einiges höher oder niedriger öffnen als ursprünglich erwartet und
im gleichen Zuge der Stopp in seinem ziffermäßigen Ansatz vom Marktpreis
durchdrungen werden, so sind gemeinhin vom Stopp stark abweichende und
für den Händler oft höchst ungelegene Ausführungskurse die unmittelbare
Folge.
Zur weiteren Beachtung: Ein einmal vergebener
Stoppauftrag besteht fort, selbst wenn das betreffende Börsenpapier
unterdessen durch eine anderweitige Order ins Depot aufgenommen bzw.
daraus veräußert werden konnte! Zwar erlischt er, sobald er am Wertpapiermarkt
zur Ausführung gelangt ist oder vom Händler endlich widerrufen wurde.
Wenn dies nicht geschieht, bleibt die Stopp-Order allerdings bis zum
Tagesschluss, sonst bis zur genannten Frist gültig. Auf diese Tatsache
ist bei der Ordergabe im Handel mit Aktien, ETFs und anderen Wertpapiere
besondere Rücksicht zu nehmen, um eine ungewollte Ausführung des Stoppauftrags
von vornherein zu verhüten. Ferner erlischen die im Orderbuch verzeichneten
und bisher nicht ausgeführten Stopp-Orders regelmäßig, sofern bekannt
wird, dass besondere Kapitalmaßnahmen (Kapitalerhöhung, Dividendenzahlung,
Umwandlung u. dgl.) beim zu
ordernden Papier durchgeführt werden sollen. Der Börsenhändler ist also
bei der Verwendung von Stopp-Orders auf sich selbst angewiesen, die
nötige strenge Achtsamkeit auf die Gültigkeitsdauer seiner Orders zu
richten.
Die allgemeine Lehre aus dem Vorausgehenden
ist folgende: Trotz aller ihrer anerkannt brauchbaren und gut wirkenden
Vorzüge im Börsenalltag gibt die Verwendung einer Stopp-Order dem auftraggebenden
Händler keine Gewähr auf die begehrte Ausführung seiner Order zum Kurs
gemäß dem angesetzten Stopp; denn bevor eine Stopp-Order überhaupt zur
Erledigung gelangen kann, muss diese sich mit Notwendigkeit vorläufig
zu einer Marktorder wandeln, und eine Marktorder wiederum kann, wie
man weiß, zu jedem möglichen erzielbaren Kurs im Markte zusammengeführt
werden. Somit verbleibt immer eine gewisse Restunsicherheit darüber,
ob und wie weit sich der postnumerando eingestellte Kurs im Zeitpunkt
der Ausführung vom benannten Stopp entfernt hat. Unter ungünstigen Marktverhältnissen
kann durchaus der eine in nicht unbeträchtlichem Maße von dem andern
abweichen.
Um die mit Verwendung herkömmlicher Stopp-Orders
verbundene Unsicherheit über den tatsächlich erreichbaren Kurs besser
in den Griff zu bekommen, wurde die Stopp-Limitorder erschaffen.
Der Rückgriff auf eine Stopp-Limitorder soll insbesondere die Gefahr
von mehr als erwünscht vom gesetzten Stopp-Kurs abweichenden Ausführungskursen
nachhaltig abwenden helfen.
Eine ordnungsgemäße Erteilung einer Stopp-Limitorder
bedingt stets die Angabe zweier gesonderter Kursziffern, nämlich 1.)
die eines Stopp-Preises ("trigger price") und 2.) eines
Limit-Preises.
Handelt es sich hierbei um eine Verkaufs-Stopp-Limitorder
("sell-stop-limit order"), so muss der Stopp unterhalb
des herrschenden Marktpreises gelegt werden; handelt es sich umgekehrt
um eine Kauf-Stopp-Limitorder ("buy-stop-limit order"),
so muss der Stopp über dem herrschenden Marktpreis angesetzt
werden. Hierzu ein Beispiel:
Angenommen, der Preis der DFGH-Aktie steht
auf 37,80 US-$. Ein den Markt beschauender Aktienanleger erwartet, dass
nach Durchbrechen der Marke von 38US-$
sich der Kursanstieg weiter fortsetzt. Er erteilt zu diesem Zweck nachstehende
Order: "Buy 300 DFGH-Aktien at $ 38 Stop, $ 38,20 Limit". – Jede
Stopp-Limitorder schließt sonach, wie schon vorhin aufgeführt, auf jeden
Fall zwei Preisangaben in sich: einen Stopp-Preis und
einen Limit-Preis.
Die Bestimmung der zweckerfüllenden Lage
des Stopp-Preises im Zuge der Aufstellung einer Stopp-Limitorders lehnt
sich weitgehend an die gleichen Überlegungen und Erfordernisse an wie
es jene sind, die zur richtigen Bestimmung des Stopp-Preises von
Stopp-Orders als Richtschnur herangezogen
werden. Geradeso wie zur Festsetzung des richtigen Limit-Preises einer
Stopp-Limitorder die gleichen vorausgesetzten Verhältnisse gelten, die
auch für eine Limitorder bestimmend sind.
Es empfiehlt sich darum in hohem Maße, sich vor dem Gebrauch einer Stopp-Limitorder
sowohl mit den Einzelheiten und Anwendungsvoraussetzungen von Stopp-Orders
als mit denen von Limitorders auf das gründlichste vertraut zu machen.
Erreicht oder überwindet der Börsenkurs
nun die gesetzte Marke für den Stopp ("trigger price") einer
für den laufenden Handelsverkehr eingereichten Stopp-Limitorder, so
wandelt sich die Stopp-Limitorder augenblicklich und selbständig zu
einer herkömmlichen Limit-Order, ausgezeichnet mit dem vom Auftraggeber
gewählten Limit-Preis. Die nachfolgende Ausführung der Stopp-Limitorder
im Markt ("matching") ist damit durch die Tat nur zum Limitkurs
oder zu einem für den auftraggebenden Händler besseren Kurs möglich.
Der trennende Unterschied zwischen einer
Stopp-Limitorder und einer Stopp-Order ist demzufolge darin gelegen,
dass die Stopp-Limitorder – nachdem sie durch eine entsprechende Marktbewegung
ausgelöst werden konnte – sich in eine Limitorder verwandelt, während
sich die Stopp-Order unter dieser Bedingung notwendig allemal in eine
Marktorder wandelt. Eine Stopp-Limitorder lässt sich demnach trefflich
als "bedingte Limitorder" begreifen.
Genauer gesprochen: Eine Kauf-Stopp-Limitorder,
bei der, wie wir jetzt wissen, der Stopp-Preis richtig über dem
laufenden Marktpreis gesetzt wird, wandelt sich immer dann in eine Limitorder,
wenn a.) zum bezeichneten Stopp sich Umsatz einstellt oder b.) wenn
Nachfrage zum oder zu Kursen über dem genannten Stopp entsteht ("bid
at or above the stop price"). Zur Orderausführung selbst kommt es
indes nur unter der Vorbedingung, dass unmittelbar auf eine Aktivierung
der Kauf-Stopp-Limitorder folgend der Marktpreis das Richtmaß des vom
Händler gesetzten Limit-Preises nicht überschreitet.
Eine Verkauf-Stopp-Limitorder,
bei der der Stopp-Preis, wie bemerkt, stets unterhalb des derzeitigen
Marktpreises gesetzt werden will, wandelt sich immer dann in eine Limitorder,
wenn a.) zum genannten Stopp Handelsumsatz zustande kommt oder b.) wenn
Angebot zum oder zu Kursen unterhalb der genannten Stopp-Marke entsteht
("offered at or below the stop price"). Zur Ausführung selbst
gelangt die Verkauf-Stopp-Limitorder indes nur unter der Voraussetzung,
dass gleich nach ihrer Aktivierung der Marktpreis den Richtstand des
vom Händler gesetzten Limit-Preises nicht unterschreitet.
Anwendung findet die Stopp-Limitorder
– übereinstimmend mit der Stopp-Order – hauptsächlich unter folgenden
Marktgegebenheiten:
-
zum Zwecke eines strategisch ausgerichteten
Kaufs bzw. Leerverkaufs
eines Wertpapiers oder ETF ("short sale"),
-
der Begrenzung von größeren Verlusten
gehaltener bzw. leerverkaufter Wertpapiere (jedoch weniger empfehlenswert!),
oder
-
der Absicherung eines Buchgewinns
gehaltener bzw. leerverkaufter Börsenpapiere,
wobei die Stopp-Limitorder der Erfahrung
nach öfter in weniger
liquiden und/oder heftig schwankenden Märkten anzutreffen ist.
Ebenso verdienen Stopp-Limitorders vor
der Wiederaufnahme des Börsenhandels, zumal dann, wenn beim Wiederbeginn
mit schwungvollen Kursbewegungen gerechnet werden muss, im Allgemeinen
den Vorzug vor einfachen Stopp-Orders. Allerdings heißt es hierbei auf
der Hut zu sein: Im Falle unvermittelt eintretender Kursausschläge von
außergewöhnlicher Heftigkeit in dieser oder jener Richtung ist es nicht
auszuschließen, dass eine Stopp-Limitorder ihre zugedachte Wirkung schlechterdings
verfehlt!
Infolgedessen gilt als Faustregel beim
Einsatz von Stopp-Limitorders: Je schneller man einen Markt verlassen
möchte, also ein offener Posten an Wertpapieren oder ETFs wieder glattgestellt
werden soll, desto weniger sollte man von Stopp-Limitorders Gebrauch
machen.
Zur Probe und zum genaueren Verständnis
seien hierzu noch zwei Beispiele angeführt. Eine Kauf-Stopp-Limitorder
möge lauten: "Kaufe 200 VWX-ETF-Anteile zu 30€
Stop, 30,50€ Limit". –
Solange der VWX-ETF unterhalb von 30€
notiert wird, geschieht zunächst nichts weiter. Werden jedoch daraufhin
Abschlüsse zu 30€ oder darüber
festgestellt, so wird die Kauf-Stopp-Limitorder hierdurch in Gang gesetzt
und wandelt sich damit selbsttätig in eine Limitorder, versehen mit
einem Limit-Kaufpreis von 30,50€
für den Anteil.
"Sell 300 CDE-Shares at
$50, Stop Limit". – In
diesem Fall sind Stopp- und Limit-Preis von gleicher Höhe.* Wird
die CDE-Aktie zu 50US-$ oder
darunter gehandelt, so wird die Verkaufs-Stopp-Limitorder zu einer Verkaufs-Limitorder
mit einem Limit-Preis von 50US-$.
Hierbei liegt indessen die – nicht zu unterschätzende – Gefahr nahe,
dass die Order zwar aktiviert, doch nimmermehr ausgeführt wird, weil
der Marktpreis es nicht vermag, erneut an das Limit heranzurücken. Beispielsweise
könnte die CDE-Aktie im Kurs von 50,10US-$
auf 49,50US-$ fallen und hierdurch
die fragliche Stopp-Limitorder auslösen. Sollte sich nun der Kursrückgang
fortsetzen, ohne dass der Limitkurs von 50US-$
nochmals erreichbar wäre, bliebe die bisher als unausführbar befundene
Stopp-Limitorder mithin, bis auf weiteres, in den Büchern der Börse
zurück.
[* Anmerkung:
Sowie sich die Preisziffern für die Angaben zum Stopp und zum Limit
decken, spricht man mitunter auch von einer "stop-and-limit order".]
Stopp-Limitorders haben zusammen mit den
Limitorders den niedrigsten Prioritätsrang unter allen möglichen Orderarten,
d. h. sie sind erst dann an
der Reihe, nachdem alle sonst noch offen stehenden Markt-, Stopp- und
MIT-Orders usw. zuvor gehörig ausgeführt werden konnten. Ein Börsenhändler
darf also erst dann auf eine Ausführung seiner Stopp-Limitorder rechnen,
wenn das Verhältnis von Angebot und Nachfrage am Markt diese vorschriftsmäßig
anfänglich zu aktivieren imstande war, und der Marktpreis den gesetzten
Limitpreis hiernach wieder zu über- (bei Verkauf-Stopp-Limitorders)
oder zu unterbieten (bei Kauf-Stopp-Limitorders) vermochte, während
alle sonst vorher eingereichten Preis-Orders entsprechend Erledigung
finden konnten.
Kurz zusammengefasst:
Stopp-Limitorders gleichen Stopp-Orders in ihrer Zielsetzung, allerdings
mit der für Stopp-Limitorders wesentlichen Eigenheit, dass diese sich
bei ihrer Aktivierung statt zu einer Marktorder überhaupt und alle Male
zu einer Limitorder wandeln. Im Gegensatz zur Stopp-Order ist selbst
bei Auslösung einer im Markt liegenden Stopp-Limitorder durch eine Umsatzbetätigung
zum Stopp-Preis eine daran schließende Ausführung derselben keineswegs
mit Gewissheit gewährleistet; denn Spielraum für die Ausführung einer
Stopp-Limitorder im laufenden Marktverkehr besteht nur in den engen
Grenzen eines vom Auftraggeber zuvor festgesetzten Limit-Preises.
-
Trailing-Stopp-Order
("Trailing-Stopp-Loss Order", TSL)
Eine überaus beliebte Sonderart der
Stopp-Order bildet, vor allem um des rechtzeitigen
Ausstiegs aus einem bestehenden Börsengeschäft willen ("exit trade"),
die sogenannte Trailing-Stopp-Order
("Trailing-Stopp-Loss Order", TSL-Order, "Folge-Order",
"nachfolgende Stopp-Order"). Bei einer Order dieses Zuschnitts dreht
es sich um eine ansonsten gewöhnliche Stopp-Loss-Order, jedoch mit dem
kennzeichnenden Unterschied, dass der Stopp-Loss-Preis ("trigger
price") bei steigenden Wertpapierkursen gekaufter und gehaltener
Papiere nicht von Anfang an – bis auf weiteres – ein für alle Mal festgesetzt
ist, sondern in durchgehender Linie gleichsam im Schlepptau des Marktpreises
liegt (= gleitender Stopp, "dynamischer" Stopp, "floating stop").
Der für einen bestehenden Kaufposten gesetzte Stopp-Loss-Preis einer
arbeitenden Trailing-Stopp-Verkaufsorder steigt sonach ohne weiteres
Zutun vonseiten des Auftraggebers oder von sonst einem um einen im Abstand
von ihm vorher fest vorgegebenen Betrag (ausgedrückt als bestimmter
Betrag oder in Prozenten, bezogen auf den jeweils letztfestgestellten
Börsenpreis, "last") gleichzeitig mit jeder weiteren Aufwärtsbewegung
des Wertpapierkurses im Markt empor, fällt umgekehrt bei einer Abwärtsbewegung
des Kurses jedoch niemals herab. Dies hat den Bequemlichkeitsvorteil
voraus, dass ein einmal erwirtschafteter Buchgewinn sich in vielen Alltagsfällen
auf fügsame Weise sicher behaupten oder sogar ausbauen lässt, ohne dass
der betreffende Wertpapierposten durch eine sonst nötige ununterbrochene
Überwachung seinem Halter außer allem Verhältnis viel Zeit und Achtsamkeit
abverlangte. Man spricht deshalb eine Trailing-Stopp-Order zuweilen
auch als eine "intelligente Orderform" an.
Die Verwendung einer Trailing-Stopp-Order
macht demgemäß eine stete Anpassung der Order an geänderte Marktverhältnisse
aus inneren Gründen weitestgehend überflüssig. Mit Hilfe einer auf die
jeweiligen Marktverhältnisse wohl abgestimmten Trailing-Stopp-Order
zum Verkauf lassen sich mögliche Verluste aus bestehenden Kaufgeschäften
durch die Vorrichtung eines eingangs gesetzten und später mit emporsteigenden
Preisen selbständig aufwärts versetzten "stop-loss"-Preises im Falle
von Kursrückschlägen, seien es allmählich fallende Marktpreise, sei
es bei einem plötzlichen Kurssturz, wirkungsvoll auf ein gewünschtes
Maß begrenzen. Andererseits lässt sich infolge eben jenes Nachziehens
des "stop-loss", beinah so, wie durch magnetische Kraft, die Höhe der
zufallenden Gewinne bei steigenden Wertpapierkursen oben offen halten,
während diese doch stets vor größeren Einbußen gesichert sind. Entsprechendes
gilt mit umgekehrtem Vorzeichen für Trailing-Stopp-"buy"-Orders,
die für den Kauf von Wertpapieren bestimmt sind bei vorher eingegangenen
Leerverkaufsgeschäften ("short sales").
– Das Kardinalgebrechen einer Trailing-Stopp-Order ist freilich in dem
Umstand gelegen, dass der persönliche Bezug zu der obwaltenden Marktlage
und ihren besonderen markttechnischen Erfordernissen durch eine längere
Zeit unbeaufsichtigt gelassene Trailing-Stopp-Order oftmals auf billige
Weise übergangen wird und so einem mattherzigen Gewohnheitshandel Vorschub
geleistet werden könnte.
Schließlich sei nicht unterlassen, noch
zu bemerken, dass besonders für Optionsgeschäfte
die Börsen die Einreichung von Trailing-Stopp-Orders in aller Regel
rundweg abweisen werden. – Eine Trailing-Stopp-Order erlischt, wenn
sie am Markt zur Ausführung gelangt ist, sie endlich widerrufen wurde
oder im Falle von Aktien und ähnlichen Anteilsscheinen auch bei Eintritt
bestimmter Kapitalmaßnahmen, wie bspw. Dividendenausschüttungen, Emission
von Bezugsrechten, Aktiensplits oder Aktienzusammenlegungen u.a.

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