Die Marktorder ("market order")
Eine im Börsenleben ebenso häufig begegnende
wie wichtige Orderart findet sich in der Marktorder
("market order", "at best order"; schriftl. Abkürzung:
"MKT") wieder. Die Marktorder gehört als solche zu den allergewöhnlichsten
Auftragsarten und ist in Händlerkreisen beliebt wegen ihrer äußersten
Einfachheit und Durchsichtigkeit. Sie wird an den Börsen gleicherweise
für den Kauf wie für den Verkauf von Wertpapieren und ETFs eingesetzt.
Solcherlei Marktorders, die für den Ankauf von Wertpapieren oder
von börsengehandelten Fonds-Anteilen bestimmt sind, versieht man im
deutschsprachigen Raum herkömmlich mit dem Wort "billigst",
während jene Marktorders, welche dem Verkauf dieser Instrumente
gewidmet sind, mit dem Wort "bestens", "bestmöglich",
vormals auch "hochmöglichst" bedacht werden. Es seien
in Nachstehendem einige dem Börsenalltag entlehnte Beispiele zur
Formulierung und zum Gebrauch von Marktorders einzeln aufgeführt:
"Sell 300 XYZ-Shares at the market",
"Verkaufe 300 XYZ-Aktien, bestens". Die vorstehenden englisch-
und deutschsprachigen Lesarten einer vollständig ausgesprochenen Marktorder
geben ein alltägliches Beispiel einer Verkauf-Marktorder ab.
Ein jeder der in vorgenannter Fassung sichtbar vorgebrachte Börsenauftrag
weist den Broker ("stockbroker") gleichermaßen an, 300 Stück
XYZ-Aktien geradewegs zu verkaufen, und zwar "zum Kurs", d.i.
zu dem für den Geldanleger bestmöglichen Kurs, der auf dem Markt derzeit
zu erhalten ist. – "Buy 200 BCDE-Shares, at the market" und "Kaufe
200 Anteile des ABCD-ETF, billigst" sind dagegen kennzeichnende
Beispiele für Kauf-Marktorders zu dem Zweck, die nämlichen Titel
gleich jetzt billigstmöglich einzukaufen (billigst meint ursprünglich
"nicht teurer als sich gehört").
Man bemerke wohl: Marktorders, einerlei,
ob mündlich, schriftlich oder – wie jetzt üblich – auf elektronischem
Wege durch Datenleitungen aufgegeben, fehlt es an jeglicher Preisangabe.
Sie gelten also stets als preislich unlimitierte Orders ("Order
ohne Limito"), die in aller Regel von sich allein aus zugleich in
Gestalt einer Tages-Orders
abgefasst sind und, einmal eingereicht, baldigst zur Ausführung gebracht
werden. Ebendeshalb sei man bei ihrer Verwendung besonders achtsam:
Ist eine "market order" einmal erteilt, kann der Einreicher sie nicht
mehr rückgängig machen, denn für gewöhnlich wird sie
sofort nach Einhändigung
ausgeführt!*
[* Es gilt dies
einschränkend jedoch nur für diejenigen Marktorders, die während des
laufenden Handels aufgegeben werden und die währenddessen auf einen
hinlänglich liquiden Markt treffen. Marktorders, die außerhalb der anberaumten
Handelszeiten vorgelegt werden, kommen gewöhnlich zum Eröffnungskurs
der sich unmittelbar anschließenden Handelsfrist zum Einsatz. Eine Markorder
bleibt freilich unausgeführt, wenn das nämliche Papier von der Börse
"gestrichen" wurde, d.h. jeglicher
Umsatz in diesem zur Abhaltungszeit ausgeblieben ist.]
Mit dem Erhalt einer Marktorder wird das
kontoführende Finanzinstitut (Wertpapierhandelsbank, Broker) angewiesen,
eine genau festgelegte Stückzahl an Effekten (Aktien,
ETF s,
Schuldverschreibungen, Optionsscheinen,
Zertifikaten, Investmentanteilscheinen
von offenen
und geschlossenen Investmentfonds und viele andere ähnliche mehr)
den Orderangaben gemäß auf der
Stelle und mit größtmöglicher Beschleunigung je nachdem zu
kaufen oder zu verkaufen. D.h.,
durch die Einreichung einer Marktorder beauftragt der Händler sein Handelshaus,
unter Wahrung beiderseitiger Belange, vom Zeitpunkt der Entgegennahme
an alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um den Börsenauftrag
unter allen Umständen und gleichzeitig zu den für den Einreicher
bestmöglichen Marktpreis am Handelsplatz zum Abschluss zu bringen
("best execution"). Dies ist bei gegebener Kauf-Marktorder
der im Orderbuch am Markt für eine sofortige Ausführung augenblicklich
niedrigstmögliche Kurs (der bestehende Briefkurs, "ask-price"),
bei Verkauf-Marktorders hingegen der derzeit höchstmögliche
Kurs (der bestehende Geldkurs, "bid-price"). Unter "billigst"
und "bestens" ist also niemals der während der fraglichen Börsenstunden
sich einstellende Tagestiefst- bzw. Tageshöchstkurs gemeint, sondern
allein und ausschließlich der im Zeitpunkt der Besorgung der Orderausführung
für den Ordergeber bestmögliche Kurs. Jede überantwortete Kundenorder
ist durch das beauftragte Bank- oder Brokerhaus unverzüglich an die
Börse bzw. an ein hierzu bestimmtes angeschlossenes "electronic communication
network, ECN" weiterzuleiten* ("trading venue", "regulated
market"); ein unmittelbarer Abschluss mit einem außenstehenden Bank-
oder Brokerhaus als Gegenpartei des Börsengeschäfts selbst (Selbsteintritt
des Brokers in das Kommissionsgeschäft, Kompensationsgeschäft) ist grundsätzlich
unstatthaft, mitunter sogar mit Strafe belegt.
[* Eine gewisse
Einschränkung bildet betreffenden Falls die Weiterleitung der Kundenaufträge
des Brokers an Großhändler ("Handelspartner") im Rahmen eines Rückvergütungsabkommens
("payment for orderflow", PFOF).]
Unter allen erdenklichen Auftragsarten
genießen Marktorders grundsätzlich das erste Vortrittsrecht ("höchste
Priorität"). Marktorders sind somit stets diejenigen Orders, die – ob
auf dem Börsenparkett wie auch auf elektronischen Börsenhandelsplattformen,
das bleibt sachlich gleich – bei jedem laufenden Marktpreis, soweit
es geht, noch vor allen übrigen Orderarten am Platz zuerst
zusammengeführt werden. Lässt allerdings die herrschende Marktlage*
die Ausführung einer Marktorder etwa aufgrund ihres größeren Umfangs
in einem Handlungsstrang nicht zu, so kann es – je nach geltendem Marktmodell
und den Handelsvorschriften der Börse – hierdurch bedingt zu missliebigen
Teilausführungen, d.i.
zu einer Abwickelung in mehreren Tranchen kommen, die zudem durchaus
jeweils unterschiedliche Ausführungskurse ausweisen können.*
Nicht außer Acht zu lassen bleibt ferner, dass Marktorders von den Effektenbörsen
nur zu deren geregelten Handelszeiten entgegengenommen werden. Außerhalb
der Handelszeiten werden sie in aller Regel zurückgewiesen.
[* Die an den Wertpapierbörsen
laufend gestellten Quotationen gelten jede für sich stets nur für eine
genau festgesetzte Stückzahl. Übersteigt die Zahl der mit einer größeren
Marktorder anzukaufenden Papiere den für den Briefpreis ("ask")
bestimmten Umfang der Quotation bzw. der mit einer Marktorder zu verkaufenden
Papiere den für den Geldpreis ("bid"), so wird der Überhang der
nächstfolgenden Quotation überwiesen usw.]

Effektenspekulanten, die sich einer Marktorder
bedienen, brauchen im gewöhnlichen Marktverkehr ein Ausführungsrisiko
nicht zu besorgen. Der Einsatz einer "market order" ist für den Auftraggeber
zum Mindesten insofern von Vorteil, als er mit einer solchen – ein funktionstüchtiger
und zureichend liquider Markt vorausgesetzt – sicher auf Ausführung
seines Auftrags rechnen kann. Dies ist besonders dann von höchster Wichtigkeit,
wenn es um ein rasches Abstoßen von Stücken geht zu dem Zweck, darüber
schwebende weitere Verluste zu verhüten. Der Rückgriff auf eine Marktorder
kann allerdings in manchen Marktlagen, herbeigeführt durch den Umstand
der ihr fehlenden Limitation, freilich auch zum Nachteil ausschlagen,
sollte der tatsächlich sich einstellende Kauf- bzw. Verkaufskurs aus
einem Börsengeschäft – zumal bei "leichten" Papieren – vom erwarteten
Preis empfindlich abweichen ("slippage"-Effekt*; Preisrisiko).
Denn grundsätzlich übernimmt der eine Marktorder einreichende Händler
die Verpflichtung, unabhängig von allen zuvor festgestellten Börsenkursen,
also auch nicht notwendig zum letztvorliegenden Kurs, jeden ersten
besten ausführbaren Kurs für sich gelten zu lassen, der ihm auf der
Grundlage der gegebenen Marktverhältnisse im Zeitpunkt der Orderausführung
als der erst- und bestmögliche zugewiesen wird – auch wenn dieser sich
im Nachhinein für ihn als höchst ungelegen herausstellen sollte. Endgültige
Gewissheit über den Preis hat der Anleger sonach erst mit Erhalt einer
verbindlichen Ausführungsbestätigung (bzw. Geschäftsbestätigung, "order
confirmation") durch seinen Broker (Preisrisiko*).
[* Unter einem
"slippage"-Effekt versteht
man die unerwünschte Kursänderung zwischen dem Zeitpunkt der Erteilung
einer Marktorder und deren schlussendliche Ausführung im Markt ("matching").]
Ein Händler, der eine Marktorder vorlegt,
verspricht sich davon, dass der zu dieser Zeit herrschende Marktpreis
auch gleich nachher in dem Zeitpunkt der Orderausführung noch bestehen
bleibt, wohl wissend, dass zusätzliches Angebot oder zusätzliche Nachfrage
ihn jederzeit nach dieser oder jener Richtung drängen kann. Aufgrund
der mangelnden Kenntnis der augenblicklichen Marktlage wie auch der
auf kurze Sicht bestehenden Auftragslage im Ganzen und Einzelnen gelingt
die sichere Orderausführung demnach nur um den "Preis" der Unsicherheit
über den Kurs.* Grundsätzlich gilt hierbei mithin: Je flüssiger
und lebendiger sich ein Markt darbietet, desto besser ist der der gegenwärtigen
Lage entnommene Marktpreis geeignet, einen brauchbaren Fingerzeig (Indikator)
für den bei Ausführung einer "market order" ("matching") tatsächlich
erzielbaren Kurs abzugeben.
[* Das findet jedoch
keine Geltung, wenn ohne jede Vermittlung mit einem
Market-Maker gehandelt
wird und dabei dessen Quote unmittelbar gebilligt werden kann.]
Ein Beispiel vom Parkett-Handel
zur besseren Veranschaulichung: Die WXYZ-Aktie wird an der
NYSE gegenwärtig
31,10 US-$ "bid" – 31,20 "ask" US-$ quotiert. Eine just in diesem Augenblick
an ein Brokerhaus über das Netz eintreffende Marktorder eines Privatanlegers,
der, sagen wir, 100 WXYZ-Aktien (d.i.
"1 round lot") am Platz zu kaufen wünscht ("buy at the market",
"billigst"), wird nun auf dem kürzesten Wege vom Kontenbetreuer
nach New York an die Börse weitergeleitet und dort wenige Augenblicke
später von einem Broker (zumeist vom sog. "specialist"), der
sich am zugewiesenen Ort auf dem Parkett der NYSE aufhält, wo
die WXYZ-Aktie regelmäßig gehandelt wird ("trading post"), entgegengenommen.
Dem Broker fällt jetzt die Aufgabe zu,
selbige Order mit dem höchsten Grade von Dringlichkeit und dabei zu
dem für den Auftraggeber gegenwärtig bestmöglichen Kurs im großen Marktverkehr
auszuführen. Sofern die Quotation "31,10 bid – 31,20 ask" sich zwischenzeitlich
nicht verändert hat, wird die fragliche Kauf-Marktorder aller Voraussicht
nach zum "ask"-Preis von 31,20US-$
zusammengeführt. Da sich die laufenden Kurse der Wertpapiere bekanntermaßen
durch Überbieten oder Unterbieten einer gerade vorliegenden Quotation
jederzeit blitzartig ändern können, besteht durchaus die Möglichkeit,
dass die im Markt gestellte Quotation der WXYZ-Aktie derweil, sagen
wir, auf "32,00 bid – 32,10 ask" nach oben getrieben wurde, und damit
der Aktienerwerb im Anschaffungspreis höher anschlägt als ursprünglich
eingeplant. Entsprechendes findet statt, sofern die Marktorder über
eine elektronische Handelsplattformen abgewickelt wird.
Bei Verwendung von Marktorders muss der
Wertpapierhändler also zwangsläufig die Möglichkeit sprunghafter, unwillkommener
Kursbewegungen mit in Rücksicht ziehen. Darüber hinaus ist es ratsam,
von vornherein den Umstand auf Rechnung zu setzen, dass in einem wenig
liquiden Markt, auf dem überverhältnismäßig
weite Marktspannen ("bid-ask
spread") durchaus keine Seltenheit sind, die Verwendung von
Marktorders oftmals mit vergleichsweise hohen
impliziten Handelskosten
verbunden ist. Man mache von Marktorders darum grundsätzlich nur Gebrauch,
wenn und insofern man einen wirklich stichhaltigen Grund hat, verfügbare
sonstige Orderarten vorderhand nicht in Betracht zu ziehen.
Kurz zusammengefasst:
Marktorders suchen auszuschließen, dass die Kauf- oder Verkaufsabsicht
ins Leere geht; in dieser Hinsicht schafft die Auftragsart der Marktorder
die zweckdienliche Handhabe. Unter gewöhnlichen, regelmäßigen Verhältnissen
kommt das mithilfe einer Marktorder vorgenommene Börsengeschäft nämlich
"um jeden Preis" zustande. Das erste Anliegen eines Händlers, der bewusst
Zuflucht zu einer Marktorder nimmt, ist also die rasche Ausführung
seiner Order. Erst in zweiter Hinsicht zählt für ihn, welcher vorkommende
Kurs sich damit verwirklichen lässt. Als ein erprobtes, anerkannt brauchbares
Handelswerkzeug erweist sich eine Marktorder vor allem unter jenen Marktbedingungen,
wo der Händler den Unannehmlichkeiten und Beschwerlichkeiten eines Den-Kursen-ständig-Hinterhereilens,
wie es besonders unter beweglichen Marktverhältnissen beim Einsatz von
Limitorders zuhauf vorkommt, zu entgehen
sucht, um sich auf dem Boden des gegenwärtig vorliegenden Kursstandes
einen aussichtsvollen Abschluss geradewegs im ersten Anlauf zu sichern.

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