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Kontraktpreis und Kontraktwert
von kurzfristigen Zins-Futures
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Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente
("money market futures", "STIR Futures") stellen sich
dar als äußerst liquide, hochstandardisierte Finanzmarkt-Kontrakte
par excellence. Diese werden ebenso wie alle übrigen Arten von
Futures an den Börsen nach allseits bekannten einheitlichen Richtlinien
notiert, gehandelt und abgewickelt. Geldmarkt-Futures zeigen sich im
täglichen Handelsverkehr von ihrem unterliegenden Zinsinstrument verschieden,
indem diese, je nach vorkommender Beschaffenheit der einzelnen Titel,
streng nach eigenen, überlieferten Verfahrenstechniken gehandhabt werden.
Überdies zeigen Geldmarkt-Futures sich hinsichtlich ihrer leichten Verkehrsfähigkeit
ungleich auch gegenüber ihrem häufig angeführten Analogon in herkömmlichen
fixen Termingeschäften,
den sogenannten "forward rate agreements" (FRAs), die ihrerseits
das vereinbarte Ergebnis der auf die jeweiligen persönlichen Geschäftsbedürfnisse
zugestutzte gegenseitigen Vertragsabstimmungen zweier rechtlich gleichgestellter
Vertragspartner verkörpern (individualisierte, nicht standardisierte
Kontrakte). Den FRAs gegenüber sind Geldmarkt-Futures noch in einer
anderen Hinsicht unähnlich: nämlich in ihrer Notierungsweise, die ganz
dem an Terminbörsen gewohnten
Preisgedanken verhaftet ist. Kurzfristige Zins-Futures werden nicht
wie FRAs unmittelbar in Terminzinssätzen ("forward rates"), sondern
eigens in einer indexierten Form wie folgt quotiert:
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Futureskurs von Geldmarkt-Futures
= 100 minus annualisierte Termin-Referenzzinsrate.
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Bei dem in der vorstehenden Formel angeführten
Referenzzinsfuß handelt es sich um einen Terminzins, der nicht
verwechselt werden darf mit einer Zinsrate für eine sofortige Geldveranlagung
oder Geldaufnahme (dies wäre der Kassazinssatz, "spot rate")
noch gar mit einer Diskontierung. Nach den geltenden "day count conventions"
wird ein solcher Zinssatz regelmäßig auf ein Jahr mit annahmegemäß 360
Tagen berechnet (prominente Ausnahme: Pfund Sterling, das zu 365 Tagen
angenommen wird).
Offenbar steht die Preisfestsetzung in
der oben beigebrachten indexierten Form ganz im Einklang mit der wohl
vertrauten reziproken Beziehung zwischen Zinsniveau und Marktwert eines
Zinstitels: Je höher der Kurs eines Geldmarkt-Futures steigt, desto
geringer beziffert sich der referenzierte Terminzinssatz und umgekehrt.
Das aber heißt: Wird allgemein ein Anstieg des Zinsniveaus am kurzen
Ende der Zinsstrukturkurve erwartet, so schlägt sich dies über den Marktprozess
nieder in steigenden Termin-Zinssätzen mit der Folge fallender Futureskurse
von "short-term interest rate"-Futures. Wird hingegen in naher Zukunft
allgemein mit einer Krediterleichterung und einer Senkung der kurzfristigen
Zinsen gerechnet, werden eintretendenfalls gegenläufig mit fallenden
Terminzinssätzen die Kurse von STIR-Futures hinauf getrieben.
Jeder an der Börse festgestellte Kontrakt-Preis
eines "short-term interest rate"-Futures lässt sich auf einfache Weise
in einen annualisierten Terminzinssatz der vorstehenden Art (ausgedrückt
als Jahreszinsfuß, in Prozentpunkten p.a.)
umrechnen. Liegt der jetzige Futureskurs eines
3-Monats-EURIBOR-Futures
beispielsweise bei 96,55 Punkten, so errechnet sich, von der abstrakten
Formel "Futureskurs = 100 – Termin-Referenzzinssatz p.
a." ins Praktische übertragen, eine 3-Monats-"futures forward
rate" von: 100 – x = 96,55 bzw. x = 3,45. D.h.
der implizite Referenzzinssatz beträgt hier beispielhaft 3,45
% p.a. Eine Anhebung
des Zinses auf bspw. 3,70
% p.a. drückte sich aus in
einer Verminderung des Futureskurses auf 96,30, ein Zinsrückgang bspw.
auf jährlich 3,20 % dagegen
in einem Anstieg des Futureskurses auf nun 96,80 usf.
[Hinweis: Der so
ermittelte Futures-Terminzinssatz ("futures forward rate") darf
nicht unbesehen mit dem für diese Zinsperiode geltenden Terminzinssatz
("forward rate") identifiziert werden. Wenngleich die Zinsdifferenz
zwischen beiden Sätzen – insbesondere bei kurzfristigen Kontrakten –
sehr gering ausfallen dürfte, kann der Unterschied besonders bei längerfristigen
Zins-Futures beträchtlich werden. Die "forward rate" ist durchweg
tiefer gelegen als die "futures forward rate". Dies ist zurückzuführen
auf die täglich verbuchten Differenzbeträge auf den
Margin-Konten ("marking to
market"), die ihrerseits auf Anpassungen an geänderte Schlusskurse
und Werte eines Futures zum Vortage und den dadurch bewirkten Vermögenswertänderungen
beruhen.]
Der vorstehende Terminzinssatz lässt sich
folgendermaßen begreiflich machen: Mangels direkter Beobachtungsmöglichkeit
zukunftsbezogener Kassazinssätze gibt dieser (gemäß der Erwartungshypothese
zur Erklärung der Zinsstruktur) stellvertretend den Maßstab ab für die
allgemeine Markteinschätzung mit Blick auf den künftig zu erwartenden
3-Monats-Kassazinssatzes auf Euro-Termineinlagen unter Banken, wobei
die referenzierte Zinsperiode mit dem letzten Handelstag des EURIBOR-Futures,
d.h. unmittelbar nach Ablauf
der Vorlaufzeit,
beginnt.*
[* Eine Merkwürdigkeit
hierbei ist, dass der Kassamarkt für das unterliegende Geldmarktinstrument
als solcher gewissermaßen jeweils nur die Lebensdauer einer Eintagsfliege
fristet; denn schließlich ist jedes Mal mit Beginn des nächsten Tages
die Laufzeit um einen Tag abgeschmolzen, sodass es sich damit nun nicht
mehr um ein 3-Monats-Instrument, sondern um ein 3-Monats-minus-1-Tag-Instrument
handelt – was offenkundig zweierlei ist.]

Der Marktwert eines "short-term interest
rate futures" leitet sich auf eindeutig bestimmbare Weise ab entweder
aus den Renditen eines ihm zugrunde
liegenden Geldmarktpapiers oder aus der Größe des bezüglichen Basisreferenzzinssatzes,
der ihm als Underlying dient. Doch wie lässt sich der Marktwert eines
Geldmarkt-Futures bestimmen? – Zur Ermittlung des Marktwertes
des "underlying" eines kurzfristigen Zins-Futures-Kontrakts (der
"Kontraktsumme") wird der vorliegende in Indexpunkten ausgedrückte
Futureskurs genutzt und in eine geeignete Formel eingebracht. Beispiel:
Für einen 13-wöchigen
(91-Tage)
US
T-Bill Futures der Terminbörse
Chicago Mercantile
Exchange beispielsweise (CME, siehe hierüber auch das
Regelwerk der CME Group) beträgt das Nominalvolumen des Basiswertes
standardmäßig 1 Mio. US-$. Notiert der Futures derzeit an der CME mit
95,750 Punkten, so errechnet sich unter Zugrundelegung eines 360-Tage-Jahres
ein abstrakter Wert des "underlying" ("notional value") von 989256,94
US-$.
[Hinweis: US-Treasury-Bills
(Schatzwechsel, "Noten") sind bare Diskontpapiere und werden, wie es
weithin gebräuchlich ist, unter Zugrundelegung eines 360-Tage-Jahres
gehandelt (Actual/360-Tage-Methode). Der US T-Bill Futures, der einst
den ausgedehntesten Umsatz unter allen Zins-Futures weltweit verzeichnen
konnte, ist nach Einführung des Eurodollar-Futures im Jahre 1981 aus
dem Gebrauch gedrängt worden und hat seine Bedeutung bis heute fast
vollständig eingebüßt.]
Zur Berechnung kommt folgende Formel zur
Anwendung:
WF =
NV – NV × [(100 – F) / 100] × t / 360
mit:
WF
: Kontraktwert eines Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente, hier in
US-$,
NV
: Nominalvolumen des dem Futures zugrunde liegenden Zins-Instruments
(hier: 1 Mio. US-$),
F
: Kontrakt-Preis (Futureskurs),
t
: vertraglicher Anlagezeitraum, in Tagen (hier: Laufzeit des Basisinstruments
91 Tage),
wobei der Term (100 – F)/100
den in dezimaler Schreibweise ausgedrückten Referenzzinssatz (per annum)
bekundet, der beim T-Bill-Futures für den impliziten Diskont-Terminsatz
steht. Oder was mit anderen Worten dasselbe besagt: Durch den Kauf eines
T-Bill-Futures, für den eine standardisierte Zinsperiode von 91 Tagen
im zugrund liegenden Instrument gilt, stellt der Käufer sicher, dass
er, beginnend mit dem letzten Handelstag des Futures (entspricht dem
Ende der Vorlaufzeit bei FRAs), für seine Geldanlage von 989256,94
US-Dollar am Ende der Zinsperiode einen Festbetrag im Nennwert von 1
Mio. US-Dollar zurückerhält. Die hierbei erzielte Verzinsung entspricht
bei einem Kaufkurs des Futures zu einem Kurs von 95,750 Punkten 4,25%
p.a. auf Diskontbasis.
Überprüfung des Ergebnisses:
4,25% × (91/360) = 1,07431%
(gerundet auf 5 Dezimalstellen). D.h. 1,07431%
Abschlag vom Nennwert, oder, in absoluten Beträgen ausgedrückt, rund
10743,06 US-$, liefert den
Kaufpreis des T-Bills bzw. den Anlagebetrag, welcher nach Ablauf der
Zinsperiode von 91 Tagen einen Rückzahlungsbetrag in Höhe des Nennwertes
von genau 1 Mio. US-$ hervorbringt.
Zu beachten bleibt ferner, dass sich der
Diskontsatz i.d.R. vom effektiven
Jahreszins unterscheiden wird. Der effektive Jahreszins bemisst sich
nach dem finanziellen Ergebnis, bezogen auf das während dieser Periode
hierfür eingesetzte und gebundene Kapital, hochgerechnet auf ein Jahr
mit der am Geldmarkt üblichen linearen Zinsberechnungsmethode. Wir erhalten
mithin als Rendite:
[(1 Mio. US-$ – 989256,94
US-$) / 989256,94 US-$] ×100
= (10743,06 US-$/ 989256,94
US-$) × 100 = 1,0856%.
Diese Rendite wird überführt in den effektiven Jahreszins und sie beläuft
sich auf: 1,0856% × (365/91)
= 4,35433%.
Da T-Bill-Futures derweil anders als letzthin
statt durch effektive Lieferung von US-Schatzwechseln regelmäßig durch
Barausgleich ("cash
settlement") zu erfüllen sind, erhält der Käufer hier in unserem
Beispiel für den Fall, dass der Zins (d.
i. die künftige "spot rate") zu Anbeginn des veranschlagten Anlagezeitraums
unter dem Satz von 4,25 %
p. a. liegt, mit dem Geldäquivalent
aus der Wertsteigerung des Futures tatsächlich eine angemessene Kompensation.
Die Summe aller Kompensationszahlungen aus den täglichen Settlement-Zahlungen
ist in ihrer Höhe nämlich so bemessen, dass sie faktisch die Ertragsminderung
aus der Zinsdifferenz zwischen 4,25
% p. a. und dem am
Anfangszeitpunkt der Veranlagung herrschenden niedrigeren Zinssatz ("spot
rate") aufwiegt. Umgekehrtes gilt ganz entsprechend bei höher notierenden
Zinssätzen zur Fälligkeit.
Sämtliche der auf Kursänderungen zurückgehenden
Ausgleichszahlungen werden bereits während der Haltedauer des Zins-Futures
über die Liquidationskasse
("clearing house") den betreffende Kontoinhabern börsentäglich
gutgeschrieben bzw. zur Last geschrieben. Am letzten Handelstag ist
die tatsächliche Referenz-"spot rate" für die bezeichnete Zinsperiode
(z.B. 90 Tage-LIBOR für Eurodollar)
bekannt, dem Futures wird anhand obiger Index-Formel abschließend ein
entsprechender Wert beigemessen und an diesen wird er im Rahmen des
letztmaligen "marking
to market" dem augenblicklichen Wert gemäß angepasst. Im Anschluss
daran erfolgt auf dieser Berechnungsgrundlage ein "cash settlement".
Der gewünschte Zinssatz lässt sich auf diese Weise ohne das Erfordernis
einer daraus hervorgehenden effektiven Kapitalverfügung für eine zukünftige
Zinsperiode (z.B. über drei
Monate beim 3-Monats-Eurodollar-Futures) bereits im Vorhinein festschreiben.
Die oben aufgestellte Formel zur Berechnung
des Kontrakt-Gesamtwertes eines kurzfristigen Zins-Futures lässt sich
des Weiteren auch zur Bestimmung des Wertes eines Basispunktes*
("basis point", pb) heranziehen. Der Wert eines Basispunktes
(= 0,010 Indexpunkte oder ein
Hundertstel eines Prozentpunktes) wird für alle Geldmarkt-Futures, denen
Instrumente über eine Millionen Geldeinheiten von dreimonatiger Laufdauer
zugrunde liegen, wie beispielsweise dem Dreimonats-EURIBOR Futures von
der Terminbörse
Eurex**,
gleichbleibend mit 25€ angegeben.
Dieser Betrag errechnet sich bei Geldmarkt-Futures allgemein folgendermaßen:
Wert eines Basispunktes = NV × (0,01/100)
× t/360 .
Bei einem Nominalwert NV von 1 Mio. Euro
im Dreimonats-EURIBOR Futures, der gemäß den Spezifikationen der
Eurex eine Bezugsdauer von t = 90 Tagen hat, ergibt sich für den
Basispunkt also ein Wert von:
1000000
× (0,01/100) × 90/360 = 25 €.
[* Hinweis:
Steht der Begriff Basispunkt in unmittelbarem Bezug zu einem
Zinssatz, so ist hierunter die geringstmögliche Zinsänderungseinheit
des Geldmarktsatzes von 1/100 von einem Prozentpunkt gemeint.]
[** Eurex
ist am 28. September 1998 nach erfolgreicher Zusammenarbeit aus der
1990 ins Leben getretenen Deutschen Terminbörse (DTB) und der
Swiss Options and Financial Futures Exchange (SOFFEX) hervorgegangen.]
Setzen wir in die weiter oben entwickelte
Formel für F einen Futureskurs von bspw. 96,000 ein, so erhalten wir
einen Kontraktwert von: 1 Mio. € – 1 Mio. € × [(100 – 96,000) / 100]
× (90/360) = 990000€.
Steigt der Futureskurs nun um einen Basispunkt auf 96,010, so erhalten
wir folgerichtig einen Kontraktwert von 990025€,
eine Wertsteigerung um 25€
– die der Halter einer Long-Position in diesem Falle für sich verbuchen
könnte. Im Dreimonats-EURIBOR Futures der Eurex ist die geringstmögliche
Schrittweite im Handel ("tick")
durchweg auf einen halben Basispunkt = 0,005 Indexpunkte festgelegt.
Die Anfangszeit der fraglichen Zinsperiode
wird seitens der Terminbörsen durch deren Standardisierungsvorgaben
für die einzelnen Zins-Futures-Kontrakte im Vorhinein festgeschrieben.
Bei den Eurodollar-Futures bspw. stehen der Händlerschaft immerzu die
Kontrakt-Monate des Zyklus März, Juni, September und Dezember und zusätzlich
die nächsten 4 seriellen Monate ("the whites") zur Auswahl bereit.
Der mögliche handelbare Zeitraum umfasst dabei stets 40 Quartale (10
Jahre). Im EURIBOR-Futures der Terminbörse Eurex dagegen sind
dies die jeweils nächsten 12 Vierteljahresmonate des Zyklus März, Juni,
September und Dezember (max. 36 Monate). Der jedesmalige Anfangszeitpunkt
einer Zinsperiode fällt zeitlich mit dem letzten Handelstag des fälligen
Futures zusammen; der Sache nach fällt dieser innerhalb des betreffenden
Terminmonats zumeist auf den 3.Mittwoch
eines Kalendermonats. Damit wird der Zeitpräferenzstruktur der Teilnehmergruppen
am Zins-Terminhandel in hinreichendem Maße zweckbedacht entsprochen.
Augenfällig ist, dass im Gegensatz zu
den übrigen Futures-Märkten auf den Märkten für Geldmarkt-Futures, besonders
im Eurodollar und EURIBOR, die Kontrakte von höchster Liquidität sich
nicht ausschließlich auf die jeweiligen
Frontmonate
("nearby" und "next") beschränken, sondern auch die nachfolgenden
Termine mit einschließen. Zurückzuführen ist dieser Beobachtungssachverhalt
in erster Reihe auf die erhöhte Bedeutung der Geldmarkt-Futures für
Kurssicherungsgeschäfte (Hedging) von Swaps gegen Zinsänderungsrisiken
bei den Geldmarktsätzen, andererseits aber auch auf eine vergleichsweise
nur mäßige statistische Preiskorrelation zwischen den verschiedenen
Terminen.
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Beispiel für eine (gelungene) Spekulation
("Daytrade") in Geldmarkt-Futures an der CME:
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Wer nach Maßgabe seiner Trading-Strategie
mit einem Eröffnungsgeschäft Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente kauft
("long geht"), setzt damit auf steigende Futureskurse und – mit
Rücksicht auf die inverse Beziehung zwischen Zins und Kurs der Zinsinstrumente
– implizit auch auf fallende Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve.
Wer demgegenüber Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente anfangs verkauft
("short geht"), rechnet auf steigende Zinsen am kurzen Ende der
Zinsstrukturkurve und erwartet in deren Gefolge fallende Futureskurse.
Nachfolgend sei anhand eines Beispiels
ein Trade mit dreimonatigen CME-SOFR-Futures
dargestellt (Kürzel: SR3),
welcher gemäß einem vorher zurechtgelegten Handelsplan die Ausnützung
der bestehenden Gewinnmöglichkeiten am Geldmarkt in Erwartung kurzfristig
steigender Zinsen bezweckt:
Herr E.D.,
ein eingefleischter Daytrader*, hat es im Handel mit Futures
im Laufe der Zeit zu außerordentlicher Geschicklichkeit gebracht. Zuweilen
handelt er mit lebhafter Beteiligung an einem einzigen Börsentage dutzende
von Futures-Kontrakten an den großen amerikanischen Terminbörsen ("heavy
trader"). Als fertiger Kunde eines
Online-Brokerhauses, bei dem
er ein Trading-Konto unterhält, veranlasst er
sämtliche seiner Börsengeschäfte von seinem Heimatort aus schlicht durch
Gebrauch eines gut ausgerüsteten, mit dem Netz verbundenen PC. Daheim
in seiner Handelsstube verfolgt er nun mit scharfblickendem Auge unverwandt
den Kursgang beim 3-Month SOFR Futures der Chicago Mercantile Exchange
(CME, eine Abteilung der
CME Group).
Ihm bleibt dabei nicht unbemerkt, dass der Lauf des Kurses soeben arg
zur Schwäche neigt. Darum zögert er nicht lang und weist seinen Online-Broker
durch Verfertigung einer passenden
Order über die bereitgestellte
Ordermaske des von ihm genutzten Bildschirmhandelssystems an, 20 Juni-SOFR-Futures
zu "shorten, at the market", d.h.
in Erwartung rückläufiger Kurse (steigender Zinsen) schnellstmöglich
zu verkaufen. Der Markt für dreimonatige SOFR-Futures ist, wie allbekannt,
ein äußerst liquider und sehr lebendiger Markt, so dass Herr E.D.
nach Einbringung seiner Order schon nach kürzester Zeit auf deren Ausführung
("a fill") eben zum oder angrenzend zum letztgehandelten bekannten
Futureskurs rechnen kann. Augenblicklich
notiert der Kontrakt 95,04 Punkte. Nachdem er mit einem prüfenden Blick
die Marktlage übersehen und sich in gewissenhafter Weise nochmals von
der Richtigkeit seines Börsenauftrags überzeugt hat, bestätigt er diesen
mit einem einfachen Handgriff – ein Tastendruck genügt, wodurch der
Auftrag geradewegs über den Broker durch das Netzwerk hindurch in das
Order-Routing-System der Terminbörse zu Chicago eingespeist wird. Von
dort aus gelangt er mithilfe der Börsentechnik in Millisekundenschnelle
zur Ausführung. Der dabei im Markt erzielte Ausführungskurs sei 95,03.
– Nur wenige Minuten darauf steht der Juni-SOFR-Futures im Preise um
drei Basispunkte niedriger bei einer laufenden Notierung von jetzt 95,000
Punkten, woraufhin Herr E.D.
ohne langes Besinnen beschließt, seine offene Short-Position in diesem
Kontrakt wieder einzudecken. Rasch fertigt er eine Kauforder an, 20
Juni-SOFR-Futures, limitiert auf 94,99 Punkte, zu kaufen und leitet
sie in das System ein. Der Handel kommt einige wenige Augenblicke später
zustande, und 20 Juni-SOFR-Futures werden zum vorgegebenen Limitkurs
angekauft. Der betreffende Posten ist hiernach geschlossen, womit unser
Daytrader sein Geschäft endlich unter Dach und Fach hat bringen können.
Unter Berücksichtigung der (Futuresgeschäften eigentümlichen geringen)
Brokergebühren hier von angenommen
3US-$ je "round turn" (d.h.
für Kauf und Verkauf eines Futures-Kontrakts zusammen) bzw. 60US-$
an Brokergebühren insgesamt, ergibt sich somit in einer Rechnungsübersicht
folgender Stand der Geldverhältnisse:
Verkauf: |
95,030 |
Kauf: |
94,990 |
Differenz: |
+ 4 Basispunkte |
Wert/Basispunkt mal Zahl der Basispunkte: |
$ 25,00 x 4 = $
100 |
mal Zahl der Kontrakte: |
20 x $ 100 = $
2000 |
abzgl. "commission"
($ 3/Kontrakt): |
$ 3 x 20 = $ 60 |
Gewinn: |
+ $ 1940 |
Herr E. D. konnte demnach
aus seiner Handelsspekulation mit 3-Month SOFR Futures einen auszahlungsfähigen
Reingewinn (vor Steuern) in Höhe von – detractis detrahendis
– 1940US-$
herausschlagen.
[* Daytrader
sind der Spekulation sehr ergebene, kurzfristig ausgerichtete Händler,
die ihre Geschäfte selten über einen Tag hinaus beschließen. Zwar handeln
sie bezeichnenderweise mit großer Lebhaftigkeit und in reger Häufigkeit;
am Anfang wie am Ende eines Börsentages aber sind sie so gut wie nie
im Besitz offener Terminpositionen. Vgl. hierüber auch die übrigen
Gruppen der spekulativen
Marktteilnehmer am Futures-Handel.]
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Eine feine Spielart des Einsatzes von
Geldmarkt-Futures besteht daneben in der Spekulation auf Verschiebungen
bzw. Verwindungen im Verlauf der Zinsstrukturkurve mit Hilfe von
Spreads in Futures ("yield
curve arbitrage"). Wird beispielsweise nach gegebener Lage des Zinsgefälles
am Geldmarkt erwartet, dass der Zins für einmonatige Euro-Termineinlagen
in einer stärkeren Proportion steigt als der Zins für dreimonatige Euro-Einlagen,
so wird der 1-Monats-EONIA*-Futures verkauft und parallel dazu
der
3-Monats-EURIBOR-Futures
gekauft. Erfüllen sich die darauf bezüglichen Erwartungen der Tat nach,
lässt sich mithilfe dieses Vorgehens an den Zins-Futuresmärkten davon
auf treffliche Weise Gewinn ziehen.
[* EONIA
= European Overnight Index Average, ein
von der
Europäischen Zentralbank berechneter durchschnittlicher Effektivzinssatz
für Euro-Übernachtgelder im Interbankenhandel. Der Einmonats-EONIA-Futures
ist ein Zins-Terminkontrakt, dem der Durchschnittswert aller während
der Laufzeit von einem Kalendermonat durch die Europäische Zentralbank
ermittelten effektiven Zinssätze für
Euro-Tagesgeld
zugrund liegt. Das Kontraktvolumen ("principal amount") eines
Kontrakts beläuft sich auf 3000000
Euro.]

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