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Futureskurse und "bid-ask"-Spreads
im Börsenterminhandel
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Sobald und sooft eine Handelsperson den
freien Finanzmarkt betritt, trifft sie im dortigen Handelsverkehr unausbleiblich
auf zwei ganz unterschiedliche Arten von Preisangaben, welche allgemein
mit den englischen Namen "ask-price"
und "bid-price" versehen sind.
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Der Preis, zu dem Marktbesucher bestimmte
Mengen der zu Markt gebrachten Handelsgüter – seien es nun Waren,
Devisen, Aktien, ETFs, Anleihen oder die davon hergeleiteten Finanzmarktinstrumente
(Derivate) – bei sofortigem Abschluss
kaufen können, heißt
"ask-price" (in der fachlichen Sprache oft auch als
"offer price" bezeichnet; zu Deutsch:
Briefkurs,
Angebotpreis);
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der Preis, zu dem die den Markt aufsuchenden
Handelspersonen bestimmte Mengen jener zu Markt getragenen Handelsgüter
bei sofortigem Abschluss verkaufen
können, heißt "bid-price" (auf Deutsch:
Geldkurs,
Nachfragegebot,
Nachfragepreis).
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Im Bank- und Börsenwesen bringt der Zusatz
"bid" zum Ausdruck, dass der
Kurssteller ("price maker", "market maker"), der seinen
Kurs mit dieser Kennzeichnung versieht, den betreffenden Marktgegenstand
zum genannten Preis begehrt; umgekehrt gibt der Zusatz "ask"
äußerlich zu erkennen, dass der Kurssteller den Marktgegenstand zum
verkündeten Preis feil hat.* Kurzgefasst: "bid"
gibt die Kaufabsicht, "ask"
die Verkaufsabsicht des kursgebenden Händlers zum gestellten Preis zu
verstehen.
[* Kursmakler,
die für die von ihnen betreuten Werte am Markt laufend sowohl Kauf-
als auch Verkaufsofferten stellen, müssen bereit und in der Lage sein,
gleichzeitig bestimmte Quantitäten des fraglichen Markgegenstandes zum
formulierten "bid-price" zu nehmen wie auch bestimmte Mengen davon zum
angesagten "asked-price" abzugeben. Wollen sie dabei Gewinne erreichen
und Verluste vermeiden, so muss der "ask-price" der angetragenen Kursquotation
ein Stück weit höher gesetzt werden als der "bid-price". Wenn überhaupt
je, so wird sich der "bid-price" nur verschwindend selten über den "ask-price"
stellen. Falls so, spricht man von einer invertierten Kursstellung
("inverted"), bei Gleichstellung von "choice".]
Für alle Kursangaben, die den "bid"- und
den "ask"-Kurs zu einem Ausdruck zusammenfassen, d.h.
die jeweils paarweise zur Erscheinung kommen, hat sich die Bezeichnung
beidseitige Quotation
("two-way", "quotation", "quote") ausgebildet.
Die Nennung von Quotationen (die Quotierung) erfolgt gemäß der vorstehenden
Deutung immer aus der Sicht desjenigen, der eine solche zu Markt stellt.
Zu jenem Kreis zählen hauptsächlich Geldhäuser, wie Banken, Broker und
Makler es sind. Bei beidseitigen Kursquotationen wird sprachüblich zuerst
der (niedrigere) "bid-price", dann der ihm zugeordnete (höhere) "offer"-Preis
angeführt. Aus förmlicher Sichtweise geht der "bid"-Preis dem "offer"-Preis
demnach stets voran. Wer am Markt eine Quotation aufnimmt ("price
taker"), kann aussuchen, ob er zum vorliegenden "bid"-Preis verkaufen
oder zum "offer"-Preis kaufen möchte ("two-way"). Wem es allerdings
einfällt, auf der Grundlage einer marktgerecht gestellten Kurs-Quotation
("proper quotation") gleichzeitig zu kaufen und zu verkaufen,
wird, wenn er in allem Ernst darauf eingeht, einen sofortigen Verlust
in Höhe des bestehenden Preisunterschiedes zwischen "bid" und "ask"
zu verschmerzen haben. – Den Preisunterschied zwischen "bid" und "ask"
überhaupt heißt man ganz allgemein
Geld-Brief-Spanne
("bid-ask spread", "bid/offer spread"; Marge).
Eine an die
Terminbörse herantretende
(außenstehende) Person, die Termin- oder Optionskontrakte (Futures,
"traded options") zu handeln entschlossen ist, wird, ehe sie
einen Auftrag (Order) erteilt,
sich über die gegenwärtige Marktlage unterrichten wollen. Sie wird neben
anderem insbesondere den auf dem Markt herrschenden Börsenpreis (bzw.
die Quotation des Futures oder der Optionsprämie) als Grundlage für
ihre erwogene Transaktion zu erkunden trachten. Die beanspruchten Informationen
kann sie den verschiedensten Datenquellen entnehmen. Im Börsenleben
sind solche auf kürzestem Wege zu erlangen z.B.
durch eine Anfrage bei einem "floor broker" oder bei einem zugelassenen
Market-Maker ("request
for quote RFQ, "quote-request", "price request"),
ferner "indikativ" mittels elektronischer Kursinformationssysteme, beispielsweise
über einen Bildschirmterminal einer Börse, oder sonst an einem beliebigen
Ort mithilfe der modernen vernetzten Verkehrsvehikel, die die verlangten
Bekanntgaben eigens durch einen gewerblichen Marktdatenzusteller ("quote
vendor") oder frei über das Internet online auf ein mitgeführtes
Telefon oder die heimische Computeranlage vermitteln.
So mag beispielsweise eine dem gegenwärtigen
Stand entnommene Markt-Quotierung für den an der europäischen Terminbörse
Eurex
aufgeführten September25-DAX®-Futures
lauten:
18830,0
"bid" –
18830,5 "offer".*
Aus der vorstehend erfragten Quotation ersieht der sachkundige Händler,
dass der September25-DAX®-Futures bei sofortiger Einwilligung
in eine Long-Position
(Kaufposition) zu 18830,5 Indexpunkten
von dorther käuflich ist. Ebenso gut aber könnte er gleich jetzt auf
Ausführung seiner Order zu 18830,0
Indexpunkten rechnen, vielleicht um damit eine
Short-Position (Verkaufsposition)
in diesem Terminkontrakt aufzubauen oder eine bestehende Long Position
zu decken. Wem es dawider in den Sinn kommt, diese Offerte auszuschlagen,
sei es weil er weniger zu bieten geneigt ist als der "ask"-Preis fordert,
sei es weil er mehr verlangt als der "bid"-Preis hergibt, kommt augenblicklich
nicht zum Zuge. Er muss entweder für seinen Kontraktschluss auf einen
ihm genehmen Kursstand geduldig warten oder sich in die Umstände schicken
und schließlich unverrichteter Dinge vom Markt zurückweichen ("pass").
[* Dem draußenstehenden,
beschauenden Reflektanten erscheinen Quotierungen sohin als durch die
Marktlage gegebene Größen, denen er sich bei seinen Entscheidungen anzupassen
hat ("price taker", "market taker"). Dies hindert ihn
derweil nicht, in handelnder Weise eigene Aufträge einzurücken, sei
es zu Trading-Zwecken, sei es zu Absicherungszwecken oder aus sonstigen
Gründen. – Hinweis: Auskunft über die Abfolge der der augenblicklichen
Lage entnommenen Quotierungen ("tick-by-tick") ist für jedermann
allzeit erhältlich vonseiten einer ganzen Anzahl von
Brokern, Nachrichtenanstalten
("quote vendors",
Datenanbieter, Datenvendor), selbständigen Informationsstellen im Netz
und, als ergänzende Dienstleistung, natürlich auch von den
Terminbörsen selbst.]
Eine tiefere Einsicht
in die an einer Börse herrschende Order-Abstufung, bestehend aus den
jeweils besten Quotationen, d.i.
der gegenwärtig höchste "bid"- und der gegenwärtig niedrigste "ask"-Preis
einer solchen, als auch aus einer gewissen Streubreite nachrangiger
"bid"- und "ask"-Preise eines Marktes ("behind") im Verein mit
der jedes Mal handelbaren Kontrakt-Stückzahl (Kurs- und Mengenofferten;
"inside market") sowie ggf. den Namen der zurzeit tätigen Market-Maker,
gewährt ein Blick in das
zentrale Auftragsbuch
der Börse: das sogenannte Orderbuch
("quotations-book"), das bisweilen auch als Eingangsbuch oder
»Skontro« bezeichnet wird. In das zentrale Auftragsbuch einer Börse,
das an Computerbörsen
aus naheliegenden Gründen stets in rein elektronischer Form als Datei
("file") vorliegt, fließen sämtliche anerkannte Handelsaufträge
einschließlich Quotes jeglicher Art mit ihren dazugehörenden Handelsvolumina
ein. Die an der Börse eingelaufenen Aufträge werden zunächst aufgeschlüsselt
nach den Gesichtspunkten Orderform, Preis und Zeit der Einhändigung.
Illimitierte Orders gelangen zu sofortiger Ausführung. Jene Orders,
die vom Auftraggeber vorher eigens mit einer besonderen Ausführungsbeschränkung
ausgezeichnet wurden (z.B.
jede an der Börse einlaufende preislich limitierte Order), aber aufgrund
der gegebenen Angebots- und Nachfrageverhältnisse sich im ersten Anlauf
nicht unmittelbar zusammenführen lassen, werden ins Orderbuch eingestellt
und bleiben dort einstweilen ruhig zur späteren Erledigung vorgemerkt
(Orderbuchbildung)*. Stimmen nun im weiteren Laufe des Marktganges
Handelsmenge und Kurs zweier bisher unerledigt gebliebener Aufträge
zusammen, so werden die korrespondierenden Orders aus dem Orderbuch
ausgelesen und nach ganz bestimmten Vorrechtsmerkmalen durch die Technik
der Börseneinrichtung unmittelbar selbsttätig zusammengeführt ("order
precedence"; "trade matching"). Den am Abschluss beteiligten
Seiten geht im Anschluss daran eine Note über die Ausführung ihrer Aufträge
zu (Schlussnotiz; "purchase and sale statement P&S").
[* Hinweis:
Der Einstellung von Orders in das Order-Abwicklungssystem der Terminbörsen
ermangelt insofern die persönliche Bestimmtheit, als der Name des ursprünglichen
Auftraggebers dem jeweiligen Kontraktpartner wie auch der Außenwelt
gegenüber absichtlich ungenannt bleibt und somit niemand außer der Börse
selbst angezeigt wird. Das angegliederte Clearinghaus der Terminbörse
schaltet sich selbstwirkend in jeden von auswärts her zustande gekommenen
Geschäftsabschluss ein, wodurch dieses von demselben Augenblick an selbst
zum Gegenkontrahenten jeder ursprünglichen Partei wird. Die gegenseitige
Ungenanntheit bleibt mithin bei alledem auch nach Zusammenführung einer
Order und tätig werden der Clearingstelle weiterhin aufrecht.]
An den
Handelsplätzen unterscheidet man nach
der Zugänglichkeit offene und geschlossene Orderbücher sowie deren Mischformen,
wobei im letztgenannten Fall – je nach Grad der beabsichtigten Markttransparenz
– nicht die gesamte Tiefe der Orderstruktur* für jedermann ersichtlich
ist. An der Terminbörse Eurex z.B.
ist den Marktpersonen bloß der Einblick in die
Stopp- und
Marktorders Dritter verwehrt.
Darüber hinaus bleibt, wie in der Note angesprochen, die Namensnennung
der einzelnen Marktteilnehmer anderen gegenüber unbedingt verborgen,
so dass niemand vom anderen etwas weiß. Verborgen bleibt ferner, ob
einem offenen Quote eine einfache oder eine mehrstufige Order zugrunde
gelegt ist. Schließlich sei noch erwähnt, dass außerbörslich durchgeführte
Termingeschäfte (OTC) in aller Regel keinen Eingang ins zentrale Orderbuch
finden.
[* Hinweis: Die
Orderbuchtiefe bildet überhaupt eine Schlüsselgröße zur Beurteilung
der Marktliquidität (s.u.).]
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Market-Maker,
"bid-ask"-Spread und Preisbildungsprozess
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