Trading und Kalküle mit Spreads
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Zur Berechnung von Spreads
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Aus rechnerischer Sicht besteht der
Spread ganz allgemein und zugleich in bezeichnender Weise in dem
Ausmaß der Kursdifferenz zwischen den Kursziffern der zu einer Spread-Position
zusammengezogenen Arten von Futures. Letztere bilden die beiden Seiten
("legs") des Spreads. Im Falle von intertemporalen Spreads ("time
spreads", "calendar spreads") lässt der Spread sich ausdrücken
– beim "bull"-Spread geradeso wie beim
"bear"-Spread – als Preisunterschied
zwischen dem Futureskurs
im zeitnahen Termin und dem Futureskurs im zeitfernen Termin des unterliegenden
Marktes, oder verkürzt gesprochen:
Spread
= Kursdifferenz: "früher Terminmonat" minus "später Terminmonat".
Der ausgerechnete Spread (die Kursdifferenz)
kann im Wertstand positiv, negativ oder allenfalls zufällig und ausnahmsweise
auch gleich null ("pari") sein. Er lässt sich nicht nur in absoluter
Zahl, sondern gemäß der Konvention zur Schrittgröße in der Notation
bei der Outright-Quotation ebenso gut auch in der Anzahl seiner "ticks"
zum Ausdruck bringen. Spreads dieser Art geben den augenblicklichen
Preisunterschied eines einheitlichen Gutes zwischen zwei Kalenderzeitpunkte
ihrer Lieferung zu erkennen.
Zur sprachlich treffenden Benennung eines
in Frage stehenden Spreads aus der Klasse der "calendar spreads" wird
der Terminmonat des
Futures der Plusposition (Long-Bestandteil) ordentlicherweise vor
dem Terminmonat des Futures der Minusposition (Short-Bestandteil) gestellt.
Wird bspw. im Futures-Markt für
CBOT-Weizen
der Juli-Termin gekauft und der darauf folgende nächste September-Termin
verkauft, so ist demgemäß von einem "Juli/September-Spread" (der Art
"intramarket-spread") die Rede. Damit liegt zugleich auch fest,
ob es sich bei unserem Weizen-Spread um einen "bull"- oder um einen
"bear"-Spread handelt. Ein "Juli25/September25 CBOT-Weizen-Spread" stellt
offenbar einen
"bull"-Spread
dar, denn ein "bull"-Spread ist, wie an anderer Stelle erörtert, in
der technischen Sprache an den Warenterminmärkten dadurch charakterisiert,
dass ein zeitlich näher liegender Termin, so vielleicht der "nearby",
zum Kauf und praktisch gleichzeitig nebenher ein späterer
Termin zum Verkauf bestimmt wird. Ein anderes ist es etwa mit einem
"CBOT-Mais-Juli25/März25-Spread". Letzter kennzeichnet ganz offenkundig
einen "bear"-Spread; denn der erstgenannte Juli-Futures ist zum Kauf
und der (zeitlich nähere) März-Futures zum Verkauf gestellt.
Ungefällig, weil zu Irreführungen geradezu
einladend, nimmt sich dagegen die überkommene, aber übel geratene Redewendung
vom "Kauf eines Spreads" aus. Selbige steht weithin – bedeutende Ausnahmen
bilden Devisen- und Aktien-Spreads – als Bezeichnung für die Einrichtung
eines "bull"-Spreads, also für den Sachverhalt, dass der Kauf von Futures
im zeitnahen Termin (long) gepaart wird mit dem Verkauf damit zusammenstimmender
Futures im zeitfernen Termin (short). Sinngleich, nur umgekehrt, ist
die Wortwahl "Verkauf eines Spreads" gleichermaßen zu missbilligen,
die häufig und gern für einen "bear"-Spread in Verwendung steht, also
dafür, dass Futures im nahen Termin verkauft und im gleichen Zuge die
dazu passenden im fernen Termin gekauft werden.* Stattdessen
sollte besser von "Eingehen eines (...-)
Spreads" (engl. "to enter (into) a spread", "to
put on a spread", "to do a spread"), oder vorteilhafter noch,
vom "Aufbau einer (...-)
Spread-Position" gesprochen werden.
[* Randbemerkung:
In der lässlichen Alltagssprache des Terminhandels wird hie und da,
zumal bei solcherart Spreads, die von jeher als eigenständige Gebilde
aufgefasst werden, wie der TED- oder der NOB-Spread, gleichwohl von
der durchaus verfänglichen Wortwahl "Kauf" bzw. "Verkauf" eines Spreads
Gebrauch gemacht, etwa mit folgendem Wortlaut: "Der Kauf eines Spread
bedeutet, dass eine frühere Komponente ge- und eine spätere verkauft
wird". Nach dieser Auffassungsweise werden den Begriffen "Kauf" und
"Verkauf" eine von der eingebürgerten abweichende Bedeutung unterlegt.
Offenbar werden nach der vorstehenden Redeweise zwei zu unterscheidende
Dinge unter einem Namen zusammengefasst. Denn für bare Münze genommen
ist ein Kauf an sich damit nicht nur ein Kaufgeschäft, sondern für den
Käufer gleichzeitig immer auch ein davon zu trennendes Verkaufgeschäft
eines anderen Kaufgutes! Jeder Kauf wäre demnach ein Doppelgeschäft,
dessen eine Hälfte einen Kauf, die andere einen Verkauf ausmacht. Gleiches
gilt dann sinngemäß für den Verkauf – offenbar ein zweideutiger, Verwirrung
stiftender und die Unterschiede verwischender Sprachgebrauch. Dieser
umgeworfene Sprachgebrauch ist indes ein rein formeller und hat, um
langatmige Umschreibungen zu ersparen, eine – cum grano salis – bloß
terminologische Bedeutung. Offenkundig lehnen sich Letztere vornehmlich
an hypothetischen Nettozahlungsströmen aus einer kombinierten Position
an, die sich im Zeitpunkt ihrer Einrichtung einstellte, falls der frühere
Termin den späteren im Preise übertrifft.]
Wie oben zur Erörterung gebracht, werden
die Preise von Spreads gewöhnlich ausgedrückt in den Kursunterschieden,
die sich zwischen beiden Seiten eines Spread errechnen. Dieser Unterschiedsbetrag
wird gemeinhin auch bezeichnet als Größe eines Spreads ("relative
strength") oder auch als hinausgeschobene Basis ("calendar
basis"), oder kurz als Spread-Basis. Verschiebungen der Basis
(Basisrisiko!) sind das Ergebnis eines veränderten Zusammenwirkens ihrer
Bildungsbestandteile. Zu den daran Mitwirkenden zählen im Einzelnen
1.) die Nettofinanzierungskosten ("cost of carry", d.i.
die sogenannte "carry"-Basis), die in Ansatz und Ausmaß Änderungen
und Höhenunterschieden unterworfen sein können, und zwar in Hinsicht
auf jede ihrer Komponenten besonders, vornehmlich mithin bei den Finanzierungs-,
Lagerungs- u.dgl., Transport-
und Versicherungskosten usw., sodann 2.) die Wertbasis ("value-basis"),
die zu einem sehr namhaften Teil auf nicht quantifizierbaren Bestandteilen
"psychischer" Art sowie auf mitwirkenden Marktunvollkommenheiten beruht,
und endlich – indes nur im Falle von verwahrfähigen Konsumgütern – 3.)
die sog. "convenience
yield", also der "Vorteilszins", der aus der unmittelbaren
physischen Herrschaft über ein Gut erwächst. Wir erhalten sonach nachfolgende
Gleichung:
Spread = Kursdifferenz: "früher
Terminmonat" minus "später Terminmonat" = Differenz in den Nettofinanzierungskosten
plus Differenz in der Wertbasis plus Differenz in der "convenience
yield", alles das gerechnet auf die Zeitspanne zwischen den angehenden
Terminen zum Zeitpunkt der Aufsuchung des Spreads.
Ein positiver Zahlenwert bei einem in
Untersuchung stehenden "time"-Spread ist Ausdruck eines "umgekehrten
Marktes" ("backwardation" im strengen Sinne). Eine derartige
Marktlage bekommt ihr Gepräge unzweifelhaft aufgedrückt vom Vorwalten
eines Vorteilszinses. Im Gegensatz dazu ist ein negativer Zahlenwert
bei einem Spread der benannten Art kennzeichnend für einen "carry"-Markt
von mehr oder minder geringem Einschlag einer "convenience yield". Im
letztgenannten Fall sind es die
Haltekosten, die den maßgeblichen
Einfluss geltend machen. Der Spread zwischen zwei endlichen Terminen
kann aus Arbitragegründen indessen nicht beliebig weit auseinander fahren.
Der größtmögliche zahlenmäßige Abstand zwischen einem beliebigen späten
Terminkurs und einem beliebigen ihm voraufgehenden Terminkurs innerhalb
ein und desselben untersuchten Futures-Marktes bewahrfähiger Güter steht
zu jedem gegebenen Betrachtungszeitpunkt einmal mehr im Bann der "cost
of carry"-Beziehung der Preise. Bliebe der frühere Termin im Verhältnis
zu dem späteren Termin unter der durch diese Beziehung festgeschriebene
Kursuntergrenze zurück, wäre eine einsetzende "forward cash-and-carry
arbitrage" die unmittelbar zu beobachtende Folge. Demgemäß können wir
in Anlehnung an die allgemeine
Formel zur
Preisbeimessung von Futures auf aufspeicherbare Marktgegenstände
die nachfolgende Ungleichung aufstellen:
F0,2 ≤ F0,1
(1
+ c)
;
mit F0,1: Futureskurs des frühen
Termins; F0,2: Futureskurs des späten Termins, jeweils zum
Zeitpunkt t0; c: Haltekosten "cost of carry", ausgedrückt
als Kostensatz je Einheit, die entstehen, um das fragliche Gut vom Zeitpunkt
t1 bis zum Zeitpunkt t2 zu bewahren.
Auf denjenigen Finanzmärkten, auf denen
weder Lager-, Versicherungs- oder Verwaltungskosten noch eine Verfügbarkeitsrendite
eine wesentliche Rolle spielen, gibt der Spread, vomhunderterweise genommen
("implied repo rate", in Prozenten), grob und schlicht den Terminzinssatz
des jeweiligen Referenzzeitraums wider. Freilich, sollte die maßgebliche
Zinsrate erheblich auf und ab schwanken, erhöht sich damit auch das
Risiko im betreffenden Spread. Demgegenüber gestaltet sich eine vergleichbare
Untersuchung und Einschätzung von Spreads aus den Warenterminmärkten
und eine entsprechende Ausdeutung ihrer Ergebnisse weitaus verzwickter,
da in ihren Kreis eine Reihe zusätzlich zu berücksichtigender Einwirkungsgrößen
aufzunehmen notwendig sind. Die sachliche Schwierigkeit liegt insbesondere
darin, die Entwicklung der beiden Teilkräfte Wertbasis und Vorteilszins
halbwegs glaubwürdig vorauszusehen und nach Gebühr einzukalkulieren.
Ihre Schwankunken bilden den wesentlichen Bestimmungsgrund für die Variabilität
(das Basisrisiko) von Commodity-Spreads. Vom ökonomischen Standpunkt
aus betrachtet fällt dem Preis-Spread, ebenso wie dem Cash-Basis oder
dem Futures-Preis für sich, eine eigene wichtige gesamtwirtschaftlich
Funktion zu: Er vermittelt nämlich der Allgemeinheit einen Fingerzeig
auf den erwarteten "fairen" Wertverlauf im Markt des betreffenden Bezugsgutes
zwischen den einzelnen Futures-Terminen.
Neben einem verringerten Bedarf an
Margin sind an besonderen Vorteilen,
die der Handel in Spreads mit sich bringt, im Einzelnen hervorzuheben,
dass 1.) einem einmal aufgenommenen Trend in Spreads – wenn und weil
in höherem Grade ökonomisch fundiert – die ihn charakterisierende Erscheinungsform
typischerweise mit dauerhafterer Stabilität anhaftet als dies bei einer
erkannten Tendenz auf einem alleinstehenden Markt herkömmlicher Solo-Positionen
regelmäßig zu beobachten ist (d.h.
Nachhaltigkeit und Beharrlichkeit des Trends im Spread durch eine längere
Zeitspanne hindurch), ohne dass dabei die Notwendigkeit besteht, die
generelle Gestaltungsrichtung der Preisentwicklung in den jeweilig einbezogenen
Märkten genauer zu untersuchen; 2.) ein Trend in Spreads gewöhnlich
in "ruhigeren, sichereren Bahnen" verläuft, als dies der überwiegende
Teil der Einzelpositionen zur Schau trägt (er somit eine geringere
Volatilität bei höherer Persistenz
aufweist), was 3.) wiederum zur Folge hat, dass das Spread-Trading dem
Händler nun nicht mehr eine ansonsten notwendige durchgängige, ja oft
geisttötende, keine Unterbrechung duldende, überverhältnismäßig zeitraubende
mechanische Verfolgung von den letzten, brandneuen ("real-time")
Kursen unter ständiger persönlicher Handelsbereitschaft abverlangt.
Ein Erfolg versprechender Trading-Ansatz im Handel mit Spreads ist mithin
allein unter Zugrundelegung von Tagesschlusskursen dann sogar in den
weniger liquiden Märkten möglich. Infolgedessen lassen Futures sich
ganz neuen, selbst längerfristig ausgerichteten Anlegerschichten nutzbar
machen.
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Trading mit Spreads
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Die Terminspekulation mit Spreads in Futures
genießt im Allgemeinen den Ruf eines eher bodenständigen Tradings; denn
sie bietet Zugang zu einer ganzen Zahl von fein aufeinander abgestimmten
Trading-Strategien, denen im Zusammenhalt mit gewagten Positionen in
alleinstehenden Finanzderivaten ("outright directional", "straight")
allesamt ein vergleichsweise knapp bemessenes Marktrisiko innewohnend
ist. Nichtsdestominder verlangt der Umgang mit Spreads eine kundige
Hand. Erste Vorbedingung für einen gediegenen wie einträglichen Ansatz
im Trading mit Spreads sind gesicherte realwirtschaftliche als auch
technische Sonderkenntnisse jener Märkte, in denen Spreads zu handeln
beabsichtigt werden. Um die besonderen Gewinnträchtigkeiten, die der
Handel mit Spreads je zuweilen darbietet, mit gutem Erfolg ausschöpfen
zu können, sollte vollkommene Klarheit darüber bestehen, welche der
einmal erkannten möglichen volkswirtschaftlichen, politischen, sozioökonomischen
usw. Einflussgrößen, oft verschiedenartiger, vielfach ineinander verschlungener
Natur, in Gegenwart und Zukunft ursächlich und bestimmend sind für die
Wechselwirkung der Preise in den Partikulärmärkten eines in Aussicht
genommenen Spreads – mit besonderem Augenmerk auf die im ständigen Flusse
befindliche Terminstruktur ("contango", "backwardation")
und den sich an ihr im Zeitablauf ereignenden Verschiebungen und Verwindungen.
Um zunächst einen Überblick über bisherige
Höchst- und Tiefststände im gewählten Spread zu gewinnen, und um sich
so – a prima vista – ein möglichst getreues Vorstellungsbild
vom Gang der erwartlichen Preisentwicklung in den zu handelnden Märkten
zu verschaffen, bietet sich nun als Ausgangspunkt für die weiteren Überlegungen
eine vergleichende Betrachtung historischer Kursverläufe anhand gesonderter
Chart-Bilder an. Lässt schon der bloße Eindruck des Augenscheins eine
gewisse Gleichläufigkeit der Kurse wahrnehmen, so schließt sich daran
eine tieferdringende Untersuchung zusammen mit einer kritischen Würdigung
der in Diskussion stehenden Märkte an. Ziel hierbei ist es, mit zureichender
Verlässigkeit Preiszusammenhänge ausfindig zu machen, die sich durch
ein längeres Zeitintervall hindurch mit gewisser Regelmäßigkeit wiederholt
saisonweise einzustellen pflegen. Ein anerkannt brauchbares Mittel zu
einer gescheiten Beurteilung der Erfolgsaussichten von Spreads bieten
bewährte mathematisch-statistische Verfahren, von denen einige im Folgenden
näher vorgestellt werden sollen. Vom Ergebnis der Untersuchung hängt
insbesondere ab, ob ein Markt unter dem Gesichtspunkt des richtigen
Timings derzeit überhaupt mit vernünftigem Grund für ein Spread-Trading
in Betracht kommt, und bejahendenfalls, welche
Art eines Spreads
unter den herrschenden Marktbedingungen und Gegebenheiten an technischen
und ökonomischen Einflussgrößen zweckmäßigerweise in die engere Wahl
gezogen werden soll.
[* Die Börsen
selbst verbreiten auf herkömmlichem Wege keine Kurse für Spreads. Kursquotierungen
für Spreads lassen sich stattdessen beziehen, entweder von ausgewählten
Marktdatenzustellern ("data
vendor"), im Netz von Fach- und Sonderdiensten, wie z.B.
Seasonax.com oder MRCI, oder lassen sich füglich auch
in Eigenarbeit zusammenstellen. Dazu bringt man einfach den Kurs der
Short-Seite von dem der Long-Seite in Abzug, mit dem Ergebnis, dass
Gewinne im Spread sich, wie gewohnt, in ansteigenden Zifferwerten, Verluste
in fallenden Zifferwerten niederschlagen.]
Nähert sich die Marklage dem Musterfall
eines sogenannten "full carrying charge market" – d.i.
ein Marktzustand, in dem die
Terminkurse der bezüglichen Ware ("commodity prices") sämtliche
Lagerhaltungs- und sonstige Finanzierungskosten (= "cost of carry")
in voller Treue unmittelbar widerspiegeln –, so wird mit besonderer
Vorliebe der "bull"-Spread bedacht. Abgesehen von einem jähen
Anwachsen der "cost of carry" ist das Verlustrisiko des Spread-Traders
beim Einsatz eines "bull"-Spread insoweit verschwindend gering, als
ein Kursanstieg über die im Terminkurs bereits enthaltene Prämie ("premium",
"contango") hinaus als sehr wenig wahrscheinlich gilt.*
Somit behält der Trader zwar die Aussicht auf Kursgewinne im Long-Bestandteil
seines Spreads, wohingegen kaum noch mit einem unerwünschten überverhältnismäßigen
Kursanstieg im späteren Monatstermin, der den Short-Bestandteil des
Spreads bildet, zu rechnen ist. Entwickelt sich bei so bewandter Lage
daraus ein "umgekehrter Markt", ist die Gewinnaussicht in diesem Spread
sogar theoretisch unbegrenzt. Die Verlustgefahr dagegen ist von vornherein
eng begrenzt, weil ein Aufpreis über die "full carrying charges"
hinaus einen dazu gegenläufigen Anpassungsvorgang zur sofortigen Folge
hätte. Unzählige Arbitrageure – es sind dies i.d.R.
sogenannte "commercials", die ihre Märkte aus der Nähe kennen und sie
unablässig mit wachsamem Auge zu verfolgen verstehen – wären nun zur
Stelle, um unter Einsatz erheblicher Geldsummen große Transaktionsmengen
("volume") von Futures im zeitnahen Termin in aller Eile zu kaufen
und gleichzeitig solche im zeitfernen Termin ebenso rasch zu verkaufen,
was im Ergebnis sehr bald wieder zu einer Verschmälerung ("narrowing")
des Spreads führen würde ("forward cash and carry arbitrage").
Ein derartiger (ungleichgewichtiger) Marktzustand könnte infolge davon
nicht lange Bestand haben. Ein Spread nach dem vorstehend beschriebenen
Zuschnitt wird nicht zuletzt deshalb füglich auch mit dem Namen "limited
risk spread" bedacht.
[* Zur Beachtung:
Grundsätzlich grenzenlos ist das Verlustrisiko indes bei "bull"-Spreads
auf nicht lagerfähige Waren, so z.B.
auf Flüssigmilch, Eier, lebende Schweine oder
lebende Rinder.
Die diesen Märkten in jedem Augenblick eigene innere Preisstruktur von
Terminen ist aller Erfahrung nach in einem Maße aufgelockert, dass der
Handelsverkehr in jedem einzelnen Termin derselben sich praktisch als
eigenständiger Markt geltend macht. So gesehen wird der Name des "Spread"
ad absurdum geführt.]
Der Inhaber eines "bear"-Spreads trägt
im Allgemeinen ein Risiko von deutlich höheren Prozenten als der Halter
eines "bull"-Spreads. Die hinter diesem Umstand liegende Ursache ist
in einem geldmäßig unbeschränkten Verlustrisiko aus offenen Posten verkaufter
Futures-Kontrakte auszumachen. Während die Gewinnaussichten für den
Halter eines "bear"-Spreads begrenzt sind durch das Erreichen eines
"full carrying charge market", besteht demgegenüber grundsätzlich keine
Begrenzung im Hinblick auf steigende Marktpreise im Spotmonat (d.h.
in der Höhe des Abschlags ("discount") des Futureskurses beim
späteren Termin gegenüber dem Marktpreis im "nearby" bzw. der Höhe der
"convenience
yield" zwischen den Terminen). Hat sich in der gegenwärtig vorhandenen
Lage am Terminmarkt eines aufhebbaren Gutes ein "normaler Markt" ("contango
market") ausgebildet, so ist es hier mehr denn je ratsam, einen
"bear"-Spread nur mit äußerstem Bedacht und unter großer Umsicht einzusetzen.
Doch von welchen Gesichtspunkten aus wird
die Wahl zwischen mehreren zur Auswahl stehenden Spreads letztlich getroffen
werden? – Die Vorgehensweise zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit einzelner
Spreads knüpft an die Berechnung ihrer Basen an: "früher Termin minus
später Termin". Sowie nun die in die engere Wahl gezogenen Spreads
mit ihren jeweiligen Zahlenwerten vorliegen, werden diese anschließend
zum Zwecke der Vergleichbarkeit auf einen Monat normiert, d.h.
Division des absoluten Spreads durch die Anzahl der Monate zwischen
Long- und Short-Position. Beim Dezember25/August25 Heizöl-"bear"-Spread
wäre beispielsweise durch 4 zu teilen, da zwischen August und Dezember
eines Jahres insgesamt 4 Monate liegen. Um schließlich Aussagen über
die Vorteilhaftigkeit in Hinblick auf einzelne gegebene Anlagemöglichkeiten
treffen zu können, werden die so berechneten relativen Spreads in einem
letzten Schritt der Größe nach geordnet. Wie es hier steht, genießt
derjenige "bear"-Spread den Vorzug vor allen anderen Spreads gleichen
Typus, der in seinem Preisspread den höchsten Wert (die stärkste
Basis) für den Monat aufweist. Richtet sich das Augenmerk an den Märkten
hingegen auf eine entsprechende Strategie unter Verwendung von "bull"-Spreads,
so fällt die Wahl umgekehrt auf den niedrigsten Preisspread (die
schwächste Basis) je für den Monat. Es sei dies an einem Beispiel anschaulich
vorgeführt:
Folgende Terminkurse des
Heizöl-Futuresmarktes (NYMEX
Heating Oil No. 2)
liegen vor (alle Angaben in US-Dollar und Cent für die
Gallone):
Terminmonat |
Futureskurs |
Oktober04 |
0,8192 |
November04 |
0,8215 |
Dezember04 |
0,8245 |
Januar05 |
0,8252 |
Februar05 |
0,8176 |
Berechnung des vorteilhaftesten "bear"-Spreads
unter den folgenden Alternativen:
Nov./Okt.:
– 0,0023/1 = – 0,0023
Dez./Okt.:
– 0,0053/2 = – 0,00265
Jan./Okt.:
– 0,0058/3 = – 0,002
Feb./Okt.:
– 0,0016/4 = – 0,0004
Dez./Nov.:
– 0,003/1 = – 0,003
Jan./Nov.:
– 0,0037/2 = – 0,00185
Feb./Nov.:
+ 0,0039/3 = + 0,0013
Da der vorangeführte "bear"-Spread mit
+0,0013 die stärkste Basis aufweist, ist demnach der Februar05/November04-Spread
hier eindeutig der vorteilhafteste unter den oben gegebenen Wahlmöglichkeiten.
Angenommen, der Spread-Trader
geht den Februar05/November04-Spread zu den obengenannten Kursen ein:
Er kauft 5 Februar05-Heizöl-Futures zu 0,8176 US-$ und verkauft gleichzeitig
5 November04-Heizöl-Futures zu 0,8215 US-$. Eine gewisse Zeit später
schließt er seine Position in "bear"-Spreads wieder, wobei im November04-Heizöl-Futures
ein Kurs von 0,8310 US-$ und im Februar05-Heizöl-Futures von 0,8295
US-$ verwirklicht wird. Die Brokergebühren für Spread-Geschäfte sind
einheitlich mit 7 US-$ für den "round
turn" anzuschlagen. Welches Ergebnis hat der Spread-Trader erzielt?
Lösung:
Terminmonat |
Kaufkurs |
Verkaufskurs |
Differenz |
November04 |
0,8310 |
0,8215 |
– 0,0095 |
Februar04 |
0,8176 |
0,8295 |
+ 0,0119 |
Ergebnis:
|
+ 0,0024 |
Der Gewinn aus jenem Spread
beträgt demnach 0,0024 US-$ pro Gallone Heizöl. Da ein Heizöl-Futures
bekanntlich 42000 U.S. Gallonen
(= 1000
Barrels) Heizöl umfasst,
errechnet sich ein Gewinn je Spread von 42000
× 0,0024 US-$ = 100,80 US-$. Insgesamt wurden 5 Spread-Positionen eingegangen.
Dies ergibt einen Bruttogewinn von 5 × 100,80 US-$ = 504 US-$. Davon
sind Brokergebühren in Höhe von 5 × 7 US-$ = 35 US-$ abzuziehen, wonach
ein Nettogewinn vor Steuern von 469 US-$ ausgewiesen
wird.
Abschließende Bemerkungen:
In Ansehung des erhöhten Schwierigkeitsgrades
wie auch mit Blick auf die eigentümlich verwickelte Natur, die dem ganzen
Gegenstand von den Spreads unleugbar anhängt, tut der handelsbeflissene
Spread-Trader wohl daran, statt im Übereifer ohne vorgängige Einübung
getreu dem Ausspruch "frisch gewagt ist halb gewonnen" schaffensfroh
und unbekümmert zur wirklichen Tat überzugehen, sich zunächst mit den
Grundlagen gewöhnlicher (singulärer) Futures-Geschäfte sorgfältig und
umfassend vertraut zu machen. Auch wird er es nicht unterlassen wollen,
die Besonderheiten bei der Ordererteilung
sowohl wie auch jene bei den Rechnungsverfahren für Spreads auf das
Gründlichste einzuüben. Von nicht minder hohem Nutzen für einen glücklichen
Einstieg in das lebendige Spread-Trading wird überdies ein gediegenes,
grundlegendes Verständnis des reinwissenschaftlichen
Zusammenhangs zwischen Spot-
und Terminpreisen und in gleicher Weise eins von dem Aufbau der Terminstruktur
an den Futuresmärkten sein. Auf diesen umfassenden Kenntnissen aufbauend
erscheinen Spreads selbst für den risikobewussten Einsteiger und vorsorglichen
Gelegenheitshändler zur Verwendung angetan. Mit etwas Geschick und gutem
Verständnis bieten sie ihm bei verantwortbarem Marktrisiko das geeignete
Rüstzeug, das für die Zukunft an den weltweiten Börsenplätzen zu den
besten Trading-Aussichten berechtigt.
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