Die
Stopp-Order gehört hinter der Markt- und der Limitorder
im Börsenalltag nach jeder Seite mit zu der am häufigsten verwendeten
Orderart. Das kennzeichnende Merkmal einer
Stopp-Order (engl. "stop
order", seltener "memorandum
order"; ferner je nach widmungsgemäßer Verwendung auch als
"stop-loss order", "buy
stop order", "sell stop
order" oder "protective
stop" benannt; Abk. in der Schrift:
STP) besteht darin, dass sie
eine qualifizierte Handelsbeschränkung in Gestalt eines sogenannten
Stopp-Preises ("trigger price", "stop election
price") voraussetzend stets mit einbezieht. Ein solcher steht stellvertretend
als ihr Auslösepreis.
Die Wirkungsweise jenes Auslösungspreises
im Marktverlauf lässt sich nicht unschicklich der eines an einer bestimmten
Stelle aufgerichteten Marksteins vergleichen, welche vom Marktpreis
erst zu kreuzen ist, um ihre Ausführung in den Gang und das Werk zu
setzen. Die Zusammenführung einer Stopp-Order bleibt im Marktverkehr
nämlich solange aufgeschoben, bis der laufende
Börsenterminkurs das Richtmaß des gesetzten Stopps ziffernmäßig
vollgültig zu erreichen*, ihn jedenfalls vollends zu durchbrechen
vermag. Erst ein solcher vorbereitender Schritt ist es, der den äußeren
Anstoß zu ihrer Auslösung abgibt. Im gleichen Augenblick – und grundsätzlich
nur unter der eben angeführten aufschiebenden Bedingung – wandelt sich
die Stopp-Order nun mit einem Male aus sich selbst heraus zu einer
Marktorder ("contingency
order"). Das Handelsgeschäft kommt sodann, der Verwendung jeder
gewöhnlichen Marktorder in hinreichend liquiden Märkten gleich, unmittelbar
zum nächsten, erstbesten Börsenterminkurs zum Abschluss.
[* Hinweis: Nicht
jedes Haltmachen des Börsenterminkurses genau an diesem Punkt bewirkt
ihre Betätigung (= Aktivierung), wie im Folgenden noch zu zeigen ist.]
Auch beim Stopp-Auftrag ist das Verständnis
davon, wie bezw. wo auf der Preisleiter ein Auslösepreis, d.i.
der Stopp, im Verhältnis zum gegenwärtig herrschenden Marktpreis gesetzt
werden will, wiederum von ausschlaggebender Bedeutung für eine richtige,
möglichst wirkungsvolle Nutzanwendung desselben. Je nachdem es sich
bei der betreffenden Stopp-Order um eine Kauf- oder um eine
Verkaufs-Stopp-Order handelt, sind zweierlei Fälle zu unterscheiden:
1.) Bedarf es zur Umsetzung der Verkaufsabsicht
der Formulierung einer Stopp-Order, so ist bei deren Aufstellung
Obacht darauf zu geben, den Stopp-Preis – dem Vorhaben gemäß – ein
Stück weit unterhalb des zur Zeit der Einreichung waltenden
Marktpreises anzusetzen. Die Setzung des Stopps auf einen Punkt
der Kursskala unterhalb des Marktpreises ist kennzeichnend für eine
Verkaufs-Stopp-Order
("sell stop order"). – Dreht es sich dagegen
2.) um die Formulierung einer
Kauf-Stopp-Order
("buy stop order"), so wird verlangt, den Auslösepreis –
wieder ganz dem Vorhaben gemäß – eine gewisse Stufenbreite über
den herrschenden Marktpreis* festzusetzen. Im Unterschied
zur Verkaufs-Stopp-Order, wo der Stopp notwendigerweise unter
den augenblicklichen Börsenpreis gelegt werden will, muss der Stopp-Auslösepreis
bei einer Kauf-Stopp-Order also über dem vorliegenden Börsenpreis
gesetzt werden.
[* In Ermangelung
eines in der laufenden Abhaltungszeit hervorgebrachten Börsenterminkurses,
z.B. im Falle eines flauen
Geschäftsgangs, wird für alle offenen Stopp-Orders Rückgriff genommen
auf den "settlement price" der vorhergehenden Handelszeit.]
Wo genau an welchen Punkten auf der Stufenleiter
möglicher Kursausprägungen andere Marktteilnehmer jedes Mal einzelne
Preisansätze für ihre Stopps hingelegt haben, bleibt der übrigen Börsenöffentlichkeit
im wirklichen Marktgeschehen allerdings vollauf verborgen. Eine gegebene
Stopp-Order wird, sofern sie nicht unmittelbar Erledigung findet, erst
mit ihrer Aktivierung im Orderbuch für andere sichtbar.
Es stellt sich sogleich die Frage, unter
welchen Voraussetzungen genau eine Stopp-Order in suspenso sich
zu einer Marktorder in concreto wandelt, sodass sie, wie vom
Händler beabsichtigt, mit Eintritt der aufschiebenden Grundbedingung
geweckt und in Wirkung treten kann?
Nun, sehr einfach. Eine gewöhnliche
Kauf-Stopp-Order, bei der der Stopp, wie vorhin geschildert, stets
über dem vorliegenden Marktpreis angesetzt sein will, wandelt
sich allemal dann zu einer Marktorder, wenn entweder a.) zu einem Kurs
in Höhe der vom Auftraggeber benannten Stopp-Preisziffer der erste Umsatz
im nämlichen Markt tatsächlich zustande kommt, oder b.), wenn auf diesem
zu demselben oder zu Preisen, die über dem festgelegten Stopp gelegen
sind, wirksame Nachfrage entsteht ("bid at or above the stop price").
Eine gewöhnliche Verkaufs-Stopp-Order
wieder, bei der, wie wir jetzt wissen, der Stopp stets unterhalb
des vorliegenden Marktpreises festgelegt wird, wandelt sich immer dann
zu einer Marktorder, wenn entweder a.) zu einem Kurs in Höhe des benannten
Stopp-Auslösepreises tatsächlich Umsatz auf dem Markt zustande kommt,
oder b.) wenn dort zum oder unterhalb des gesetzten Stopp-Preises wirksames
Angebot sich entfaltet ("offered at or below the stop price").
(Ausnahme: An der Terminbörse
Eurex
ist jeweils nur a.) zutreffend.)
Demnach wird die Ausführung einer zu Markt
gebrachten vollgültigen Stopp-Order zunächst in der Schwebe gelassen,
solange der Marktpreis Abstand hält. Erst durch Vollzug einer Marktbewegung,
die den Marktpreis auf eine mit dem Auslösepreis zusammenstimmende Höhe
bringt, und nie anders als durch Fügung dieser Voraussetzung, wird
sie
mit einem Schlag entfesselt und zur Betätigung aufgerufen. Eine einfache
Stopp-Order lässt sich darum auch als "bedingte Marktorder" begreifen.
Worin besteht nun der wesentliche
Zweck einer Stopp-Order im
Terminhandel? – Grundsätzlich kann eine Stopp-Order sich in folgenden
Fällen als zweckvoll erweisen:
-
zur Öffnung ("entry") eines
neuen Postens in Finanzderivaten, vorzugsweise im Zuge einer neu
einsetzenden Bewegungsrichtung (Trend),
-
zur Verhütung oder Begrenzung von
Verlusten aus einer vorher eingeleiteten und derzeit bestehenden
Position bei Kursgegenläufigkeit (Absicherungsstopp, "stop-loss"),
sowie
-
zur Sicherung und Mitnahme eines Buchgewinns
aus einem offenen Posten ("take profit").
Die beiden zuletzt genannten Punkte grenzen
offenbar den Spielraum möglicher Verluste bei gegenläufigen Kursbewegungen
ein und halten ihn für Gewinne weiterhin offen.
Ein erläuterndes Beispiel zu Punkt
b mag die Begrenzung von Verlusten bei einer eingeleiteten, bestehenden
Position belegen: Angenommen, ein Terminhändler sei gegenwärtig "long"
in einem COMEX Dezember-Gold-Futures
zu einem Einstandskurs von 2400
(US-$/Unze). Es wäre ihm wünschenswert, die Höhe denkbarer Vermögensverluste
aus der "stand-alone"-Position auf äußerstenfalls
1000US-$
zu beschränken, ohne es derweil nötig zu haben, sein Börsentermingeschäft
unausgesetzt im Auge zu behalten, was für ihn aus verschiedensten Gründen
überaus mühsam und zeitaufwendig wäre (Absicherungsstopp, "protective
stop"). Der laufende Kurs des Futures möge sich gleichauf mit dem
Einstandskurs auf 2400 belaufen
(zur Erinnerung: Je 1 COMEX Gold-Futures (Kürzel GC) umfasst eine Menge
Goldes von 100 Feinunzen; der vorgestellte Kontraktgegenwert zum angeführten
Terminkurs beträgt mithin 240000US-$).
Zur Verhütung größerer Verluste fasst unser Trader eine Verkaufs-Stopp-Order
ab, die da lautet: "Sell 1 December Gold (COMEX) at
2390, Stop". Man beachte,
dass der Stopp, zu dessen Kurs bei Irrtum über die Marktlage der Verlust
begrenzende Verkauf hier statthaben soll, wie erfordert unterhalb
des derzeitigen Marktpreises von 2400
für den Long-Futures gelegt wird, ohne dass es dadurch im Markt zu einer
sofortigen Orderausführung ("matching") kommt (Effekt der aufschiebenden
Bedingung!).
Solange nun der Dezember-Gold-Futures
zu Kursen über dem "trigger price" von
2390 (US-$/Unze) gehandelt
wird, verbleibt die Stopp-Order im elektronischen Verzeichnis ("file")
des computerisierten Handelssystems der COMEX, d.i
CME Globex, zur Einstellung ins Orderbuch vorgemerkt, ohne dabei
auf die offene Long-Position des Händlers irgendeinen Einfluss zu üben.
Sollte der Gold-Futureskurs allerdings z.B.
unter dem Druck für ihn ungünstiger Nachrichten plötzlich absacken,
sodass sich auf dem Gold-Futuresmarkt ein Angebot ("offer") bzw.
Umsatz zu 2390 oder darunter
bildet, wird die Verkaufs-Stopp-Order hierdurch aktiviert und wandelt
sich eo ipso mit einem Wink zu einer Marktorder. Die hiernach zur
Marktorder gewordene (Ex-)
Stopp-Order wird nun – wie es für Marktorders kennzeichnend ist – über
das Orderbuch ummittelbar zum nächstbesten Kurs an der Börse
ihre Ausführung finden.
Betrachten wir zur näheren Erläuterung
des Beispiels dazu noch die Sequenz der letzten fünf getätigten Geschäftsumsätze
auf dem Gold-Terminmarkte:
$
2390,40 – $
2390,30 – $
2390,10 – $
2390,00 – $
2389,70
.
Die für die ersten drei Abschlüsse ("trades")
festgestellten Kurse in der oben wiedergegebenen Folge liegen allesamt
über dem Stopp von 2390US-$.
Sie nehmen deshalb und insoweit keinerlei Einfluss auf die betreffende
Stopp-Order, lassen sie unangetastet und stellen damit dem Fortbestand
der gehaltenen Position des Händlers keinen Hinderungsgrund entgegen.
Der vierte Umsatz findet statt zum Stopp-Kurs von genau
2390(US-$/Feinunze).
Hierdurch nun erfährt die Stopp-Order zuerst einmal ihre sofortige
Aktivierung ("elected sale"). Die fragliche Stopp-Order ist
nunmehr flott gemacht, oder, wie es heißt, aktiviert, und ist
somit gleichzeitig zu einer Marktorder geworden. Sie wird folglich unmittelbar
zum nächsten erreichbaren Kurs ausgeführt werden. Der nächste Handel
gelingt zu einem Kurs von 2389,70.
Eben dieser ausgewählte Handel ist es endlich, der die betreffende offene
Long-Position in Gold-Futures schließt und aus dem Marktverkehr bringt
(neutralisiert; "closing out"). Der glattstellende Verkauf des
Gold-Futures erfolgt sonach haargenau eben zu diesem Kurs von
2389,70 ("stopped out").
Offenbar hat der Futures-Händler sein
gestecktes Ziel, den Verlust auf höchstens
1000US-$
zu begrenzen, um den Betrag von 30US-$
verfehlt [(2400US-$
– 2389,70US-$)
× 100 = 1030US-$
Verlust]. Wie das Beispiel lehrt, darf das Setzen eines Stopp-Preises
also nicht dahingehend fehlgedeutet werden, dass eine Stopp-Order in
der Tat jedes Mal und unter allen Umständen nur und nur punktgenau zum
gesetzten Stopp-Kurs ausgeführt werden kann. Vielmehr bewirkt erst ein
nach der Ordergabe durchgeführter Handel zu eben diesem "trigger"-Kurs
(bzw. ein Durchbrechen des Auslösekurses), dass die Stopp-Order zunächst
in Gang gebracht wird, um sich dann im gleichen Augenblick geradewegs
zu einer Marktorder zu wandeln. Die Orderausführung selbst kommt im
Markt (ohne nochmalige Order) zum anschließend nächstbesten Kurs zur
Erledigung – und dieser kann naturgemäß höher, tiefer oder zufällig
auch gleich auf liegen wie der Stopp-Kurs. Eine Stopp-Order kann jedoch
nimmermehr aus eigenem Antrieb ihre Auslösung hervorrufen. Zur Betätigung
derselben bedarf es stets eines Anstoßes durch Orders dritter Marktteilnehmer.
Mitunter nehmen noch anderweitige besondere Ausgangsbedingungen Einfluss
auf die Auslösung und Aktivierung einer Stopp-Order. Zwar verschlagen
diese an dem Grundgedanken und der Wirkungsweise einer Stopp-Order nichts,
können indes von Terminbörse zu Terminbörse in Hinsicht auf deren unterschiedliche
Marktmodelle in einigen Schattierungen auseinandergehen.
Wie aufgezeigt, bietet die Verwendung
einer Stopp-Order keinerlei Zusicherung auf Erledigung zum benannten
Stopp-Kurs. Der Umstand des Missverhältnisses zwischen Auslösekurs ("stop
price") und nachher erzieltem Handelspreis für einen in Rede stehenden
Terminkontrakt rückt immer dann besonders grell ins Licht, wenn es an
den Märkten unversehens und unvermittelt zu einer heftigen Kursbewegung
in dieser oder jener Richtung kommt. So kann es sich zutragen, dass
durch Verbreitung ganz unerwarteter Nachrichten von außerordentlicher
Wichtigkeit für den Terminmarkt dieser heftig durchgeschüttelt wird
mit der Folge, dass der zurückerhaltene Ausführungskurs ("transaction
price") recht weit und dazu meist noch sehr unliebsam von dem befindlichen
"trigger price" einer zuvor eingereichten Stopp-Order abweicht (auf
den Gold-Futures des obigen Beispiels gemünzt, mag dieser sich feststellen
auf einen Marktpreis von, sagen wir,
2386 statt, wie vorher veranschlagt,
2390US-$/Unze).
Aber auch für den Fall einer Anhäufung von dicht aneinander gestaffelt
liegenden Stopps zahlreicher Stopp-Orders dies- und jenseits einer psychologisch
wichtigen bzw. aus charttechnischer Sicht bedeutenden Kursmarke (z.B.
unweit einer gut bestätigten Unterstützungs-/Widerstandslinie, dicht
neben einem wichtigen gleitenden Durchschnitt usw.) werden mit Erreichen
dieser Marke durch den Marktpreis mitunter sehr nachteilige Ausführungskurse
die unmittelbare Folge sein; dann nämlich, wenn die Marke nicht standhält
und bei diesem Anlass im Laufe des Handels erste Stopp-Orders in Gang
gesetzt werden, sich nach und nach immer mehr von ihnen zu Marktorders
wandeln, und im Zuge ihrer Wirkung einer Kettenreaktion vergleichbar
weitere dicht gelegene Stopps in großer Menge auszulösen vermögen.
Eine Kauf-Stopp-Order findet – neben der
Absicherung eines Buchgewinns bei einer bestehenden offenen Short-Position
– bei der Eindämmung von Verlusten einer bereits abgeschlossenen und
noch nicht eingedeckten Short-Position in einer dem oben gegebenen Beispiel
entsprechenden Weise Anwendung.
Eine weitere plangerechte Anwendungsmöglichkeit
der Stopp-Order besteht in der Öffnung neuer spekulativer Positionen
(Punkt a.). Musterbeispiel für eine solche Verwendungsweise ist folgender
Marktzustand: Ein Händler mag, nachdem er einen Kursfall auf einem von
ihm beobachten Markt bemerkt hat, dafür halten, dass dieser auf dem
gegenwärtigen Stand seinen vorläufigen Tiefpunkt gesehen habe. Sollte
sich nach Vollendung einer gemutmaßten sogenannten "technischen Bodenbildung",
die von "Chartisten" häufig
und gern als Bestätigung für eine Trendwende angesehen wird, im Anschluss
daran eine Aufwärtsbewegung ausformen, so hofft der Händler, aus dem
ferneren Entwicklungsgang ("momentum") mittels einer Stopp-Order
unmittelbar Nutzen ziehen zu können. So ist unserem Händler nach feststehender
Erfahrung wohlbekannt, dass gerade an charttechnisch bedeutsamen Punkten
(Unterstützungslinien, Widerstandslinien usw.) oft die meisten Stopps
gelegt werden.
Von der Vorstellung angetan, platziert
unser Trader eine Kauf-Stopp-Order ("buy stop"), wie erfordert,
mit Stopp an einer wichtigen Marke über dem herrschenden Marktpreis.
Dreht der Markt daraufhin, so seine Hoffnung, werde seine Kauf-Stopp-Order
dadurch im gleichen Zuge aktiviert und mit Vollendung der Metamorphose
sodann als Marktorder im Markt zu der erwünschten Kauf-Position ("bullish
position") zusammengeführt werden. Geht er hingegen fehl und der
Kurs ermäßigt sich wider Erwarten weiter, so kommt er freilich nicht
zum Zuge. Er erhält allerdings hernach die Gelegenheit, seine Markteinschätzung
noch einmal zu überdenken, um auf der Grundlage neuer Einsichten und
Erkenntnisse alsdann vielleicht mit einer entsprechend abgewandelten
Order abermals an den Markt heranzutreten und Position zu beziehen –
oder dem Markt nunmehr endgültig fern zu bleiben.
Die eigentliche Schwierigkeit im Gebrauch
von Stopp-Aufträgen liegt erkennbar in der richtigen Überlegung, welche
Stellung des Stopps im Verhältnis zum herrschenden Kursstand bei gegebener
Marktlage wohl die geratenste sei. Dass der Stopp-Preis einer
Kauf-Stopp-Order (Verkaufs-Stopp-Order) über (unter) den vorliegenden
Börsenterminkurs gesetzt werden müsse, wurde bereits in den voraufgegangenen
Ausführungen hinlänglich erörtert. Je weiter abstehend aber dieser auf
der Kursleiter gesetzt werden will, desto weiter wird die Ober- bzw.
Untergrenze möglicher Abschlusskurse, und damit einhergehend auch die
möglicher Kursdifferenzgewinne und -verluste, bei gegebenem Kursstand
in die Höhe gerückt, und umgekehrt. Es liegt also die Frage nah: Wonach
ist die Lage eines Stopp-Kurses vernünftigerweise zu bemessen? – Es
ist leicht einzusehen, dass eine bindende Vorschrift hier nicht gegeben
werden kann. Die Lösung dieser Frage wird grundsätzlich immer auf die
Person des einzelnen Terminhändlers bezogen sein und sich damit auch
bloß für dessen Risikoneigung, Finanzkraft und dem Zeithorizont verstehen,
womit es weiter zusammenhängt, dass die Fragestellung nur nach selbständiger
Eigenart der Sachlage zu beantworten ist. Soviel lässt sich zumindest
behaupten, dass bei der Entscheidungsfindung über die marktgerechte
Lage eines Stopps – sei es zum Zwecke der Einschränkung von Verlusten,
der Absicherung eines Buchgewinns oder der Eingehung einer neuen Position
– bei gegebener Risikovorliebe unter der zum Einsatz gebrachten Handelsstrategie
die zu erwartende Marktvolatilität
in den allermeisten Fällen eine ausschlaggebende Rolle spielen wird.
So ließe sich beispielshalber im Rahmen des herangezogenen "money managements"
der feste Vorsatz fassen, den alleräußersten Verlust je Börsengeschäft
höchstens auf 3 Prozent des eingebrachten "equity" einzugrenzen.
Wird etwa in einem schwankungsanfälligen
(volatilen) Markt, ganz gleich, ob beabsichtigt oder verursacht durch
einen Missgriff, die Ziffer für den Stopp-loss in einem allzu eng gezogenen
Bereich um den herrschenden Kursstand angesetzt, so ist die Gefahr hoch
wahrscheinlich, anstatt wie gehofft im Geschäft zu bleiben, vorschnell
"ausgestoppt" zu werden. Wird dagegen in einem flauen Markt der Stopp
nicht eng genug um die waltende Kurszone gesetzt, so ist es im hohen
Grade wahrscheinlich, dass der betreffende Stopp-Auftrag, sowie einmal
zur Auslösung gelangt, mit dem unliebsamen Ergebnis abschließt, bald
ungewollt große Verluste eingefahren zu haben, bald eine Vorteilsgelegenheit
unwiederbringlich verpasst zu haben oder bald zuzusehen, wie zuvor erwirtschaftete
Buchgewinne sich wieder verflüchtigten.
Einer genaueren Beachtung zu empfehlen
ist fernerhin, dass, zumal im Präsenzhandel, bei den Erwägungen zur
Preissetzung für eine Stopp-Order ihr Stopp gegebenenfalls eine gewisse
Mindestzahl an "ticks" vom
letztgehandelten Terminkontraktpreis entfernt gestellt werden sollte,
um sicherzugehen, dass diese auch von der Terminbörse mit möglichst
wenig Aufenthalt vorbehaltlos als gültige Stopp-Order anerkannt und
angenommen wird. Überdies vermeidet der Händler damit, dass seine Stopp-Order
bereits bei geringfügigen Kursänderungen ungewollt zur sofortigen Ausführung
gelangt. Die genaue Anzahl der als Abstand einzuhaltenden "ticks" (meist
nur einige wenige) weicht von Terminkontrakt zu Terminkontrakt um etwas
ab. Für Optionskontrakte ("traded options") wie für
Spreads, dies sei noch erwähnt,
werden Stopp-Orders von den meisten Börsen nach jeder Seite und wohl
auch von einigen Handelshäusern ganz zurückgewiesen. In Einzelfällen
mag das beauftragte Brokerhaus eine Ausnahme machen und auch für die
letztgenannten Arten von Termingeschäften Stopp-Orders entgegennehmen.
Ins Einzelne gehende Auskünfte hierzu erhält der Zweifel hegende Terminhändler
von seinem Broker oder von der jeweiligen Terminbörse selbst.
Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten im
Geschäft mit manch einem verbrieften Marktinstrument kann eine Stopp-Order
im Falle von Geschäften mit Futures durchaus eine geraume Zeit vor einer
damit zu begründenden oder einer damit zu verwirklichenden Position
Wirksamkeit erlangen. Doch sei hier laut und vernehmlich zur Vorsicht
gewarnt: Werden Stopp-Orders bereits vor Handelsbeginn eingereicht,
so ist stets besondere Behutsamkeit und einiges Fingerspitzengefühl
vonnöten. Denn sollte der Markt aus welchen Gründen immer erheblich
höher oder erheblich niedriger eröffnen als erwartet, und zwar so, dass
der Marktpreis den Stopp-Preis schon im ersten Anlauf zu durchkreuzen
vermochte, so sind gemeinhin vom Stopp stark abweichende und hiernach
zumeist auch höchst ungelegene Ausführungskurse die unmittelbare Folge!
Auf ganz ähnliche Tücken wie beim vorstehenden Vorgang werden besonders
alle die Trader Bedacht nehmen, die ihre Posten durch einen längeren
Zeitraum hindurch zu halten gedenken (Position-Trader)
und ihre zu deren Schutze eingesetzten Stopp-Orders dabei mit einer
Gültigkeitsfrist, so etwa dem Orderzusatz "GTC",
zu versehen lieben. – Ein Stoppauftrag erlischt, wenn er am Terminmarkt
zur Ausführung gelangt ist oder er endlich vom Händler widerrufen wurde.
Andernfalls bleibt die Stopp-Order bis zum Tagesschluss bzw. bis zur
benannten Frist gültig, selbst wenn der betreffende Terminkontrakt währenddessen
durch eine anderweitige Order bedient werden konnte.
Die wichtigsten Züge der hier berührten
Punkte zusammengefasst:
Das Setzen einer Stopp-Order ist unverzichtbarer Bestandteil beinahe
jeder klug durchdachten Handelsweise. Die jederzeitige Möglichkeit nicht
nur der Einleitung einer vielverheißenden Trading-Gelegenheit, sondern
auch deren Beendigung durch Betätigung einer Stopp-Order mildert das
an deren Wahrnehmung hängende Kursrisiko und gestattet hierdurch einen
in seinen Ausmaßen berechenbaren Handel auf kurze wie auf längere Frist.
Eine Stopp-Order vermag gleichwohl trotz ihrer vielen anerkannt brauchbaren,
gut wirkenden Vorzüge keine feste Zusicherung auf Ausführung der Order
zum vorab gesetzten, eben den vom Händler für zielgerecht gehaltenen
Stopp-Kurs zu bieten; denn ehe ein Stopp-Auftrag zur Ausführung gelangen
kann, muss er sich im laufenden Marktgeschehen innerlich erst einer
artmäßigen Umwandlung unterziehen. Im gleichen Zuge setzt er sich sodann
in eine Marktorder um, und eine Marktorder kann, wie wir längst wissen,
auf dem Fuße folgend zu jedem gerade vorliegenden Kurs im Markt
zusammengeführt werden. Von diesem Gesichtspunkt aus bleibt immer eine
gewisse Unsicherheit darüber bestehen, ob und wie weit der tatsächlich
erzielte (Ex-post-) Kauf-
oder Verkaufskurs sich vom vorausgewollten, ursprünglich gesetzten Stopp-Kurs
entfernen wird.
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